Svante Pääbo: "Die Neandertaler und wir. Meine Suche nach den Urzeit-Genen". Frankfurt/M. 2014, S. Fischer, 382 Seiten, € 23,60

Cover: S. Fischer

Er galt schon als Student als Forscherpionier und war von der Idee besessen, die DNA von ägyptischen Mumien zu klonen. Das lag möglich auch ein bisschen in seinen eigenen Genen: Svante Pääbo ist nämlich der uneheliche Sohn des schwedischen Biochemikers und Medizin-Nobelpreisträgers Sune Bergström, der sich sonst freilich nicht allzu sehr um seinen Spross kümmerte.

Pääbos ehrgeiziges Vorhaben hatte dennoch Erfolg, und der 29-Jährige landete mit seiner Studie 1985 auf dem Cover des Wissenschaftsmagazins "Nature" - eine seltene Ehre für einen Noch-Doktoranden. Danach war freilich nicht ganz klar, wie es mit ihm weitergehen sollte.

Der vielversprechende Jungforscher hatte mehrere spannende Optionen, blieb letztlich aber doch seiner Leidenschaft treu: der "Suche nach den Urzeit-Genen", wie es im Untertitel seines autobiografischen Berichts "Die Neandertaler und wir" heißt.

Der große Durchbruch erfolgte dann 1996 in München, und er bildet auch den Einstieg des Buchs: Pääbos Doktorand Matthias Krings schaffte es nach jahrelangen vergeblichen Anstrengungen, erstmals die DNA eines Neandertalers zu sequenzieren. Das war damals eine Weltsensation und zugleich der Startschuss für Forschungen, die in den vergangenen rund zwei Jahrzehnten das Verständnis unserer Herkunft revolutionierten.

Wesentlich trug dazu bei, dass Pääbo als einer der Gründungsdirektoren des Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie in Leipzig anheuerte, das sich zu einem der weltweit erfolgreichsten Forschungsinstitute entwickelte. Pääbo und seine Mitarbeiter entschlüsselten nicht nur das Genom der Neandertaler, sie entdeckten allein mittels DNA-Analyse auch die bisher unbekannten Denisova-Menschen.

All das erzählt Pääbo ganz offenherzig, selbst seine Bisexualität bleibt nicht ausgespart. Damit klärt sein spannender Bericht die Leser nicht nur über unsere Herkunft auf; er gibt auch spannende Einblicke in das Leben eines Spitzenforschers am Beginn des 21. Jahrhunderts. (tasch, DER STANDARD, 12.3.2014)