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Die Zugverbindung ist eines der Alleinstellungsmerkmale der Region.

Foto: dapd/Ronald Zak

Bis 2012 die Hochleistungsstrecke Wien - St. Pölten ausgebaut wurde und es aus technischen Gründen eines Überholbahnhofs bedurfte, war die Region Tullnerfeld für Landwirtschaft bekannt. Heute nutzen 1400 Fahrgäste pro Tag die Verbindung.

"Das Ergebnis ist eine Haltestelle inmitten von Feldern", sagt Raumplaner René Ziegler von der TU Wien, der mit 60 Studierenden die Situation ein Semester lang untersucht hat. Die vielfältigen erarbeiteten Konzepte werden nun in der Ausstellung Land in Sicht im Bahnhof Tullnerfeld präsentiert.

Alleinstellungsmerkmal Boden

Das Potenzial der Gegend ist enorm, ist der Raumplaner Lorenz Potocnik, einer der Projektverantwortlichen, überzeugt: Alleinstellungsmerkmal seien einerseits die fruchtbaren Böden des Tullnerfelds, denn "da gehen Lebensmodelle, die anderswo nicht gingen": Einige Studentenprojekte hätten etwa Selbstversorgung in ihren Konzepten thematisiert.

Das zweite Alleinstellungsmerkmal sei die Zuganbindung, die Pendler in nur 17 Minuten in die City bringt und als "Katapult" in die Stadt hinein fungiert.

"Die Bahn hat in der Region gewaltige Impulse gesetzt", sagt auch Wilhelm Fetscher, Geschäftsführer von Re/Max DCI. Allerdings nur für Öffi-Fans: "Mit dem Auto ist es katastrophal, da die Einfahrt bei Gablitz einem Nadelöhr gleicht."

Die Ergebnisse der Studierenden wurden bei der Eröffnung der Ausstellung Anfang März vonseiten der Politik jedenfalls "mit Interesse wahrgenommen", so Ziegler. Der Umsetzungsbezug sei beim Projekt aber nicht im Vordergrund gestanden: "Es ging uns darum zu zeigen, dass eine ganzheitliche und umfassende Perspektive nötig ist, anstatt wie bisher projektbezogen und grundstücksbezogen zu arbeiten."

Denn selbst die Akteure vor Ort hätten das Potenzial des Tullnerfelds noch nicht erkannt, so Potocnik: Land und Gemeinden müssten großflächig Flächen kaufen, um das Verhütteln der wertvollen Flächen in Einfamilienhäuser und Fachmarktzentren zu verhindern.

Zwischen Stadt und Land

Das wohl größte Potenzial des Tullnerfelds ist das steigende Interesse am Wohnen im Grünen. Laut Statistik Austria sind einige Umlandgemeinden in den letzten zehn Jahren massiv gewachsen - Gänserndorf etwa um 30 Prozent.

Der Wohnpark Tullnerfeld lockt nun mit dem "Wohnglück extra günstig": Bauparzellen, Einfamilienhäuser und Eigentumswohnungen ganz in der Nähe des neuen Bahnhofs sollen Stadtflüchtlinge anlocken. Mitte 2014 wird mit dem Bau der Wohnungen begonnen, schon jetzt sind laut Projektleitung 11 von 36 Wohnungen verkauft.

Die Park-and-Ride-Anlage am Bahnhof mit 500 Parkplätzen ist jedenfalls immer gut besetzt, eine Bäckerei und ein Büro haben sich bereits eingemietet. Was sich in Zukunft rund um den Bahnhof tut, bleibt spannend: Bis Anfang April gibt es jedenfalls am Bahnhof auch die Ausstellung der TU Wien zu sehen, die zeigt, wie diese Zukunft aussehen könnte. (Karin Jirku/Franziska Zoidl, DER STANDARD, 15.3.2014)