Durchquert das Licht des Muttergestirns die Atmosphäre eines Exoplaneten, dann könnte man in dem resultierenden Spektrum Biosignaturen aufspüren - so zumindest hofften die Wissenschafter bisher.

Illustration: NASA

Scarborough - Die Aussichten, mit heute oder in naher Zukunft verfügbarer Technik Spuren von Leben auf fernen Planeten zu entdecken, haben sich mit einer aktuellen Studie vorerst zerschlagen. Dabei klangen die Exoplanetenforscher bisher so optimistisch: Nimmt man einen geeigneten Kandidaten - kleine felsige Exoplaneten mit potenziellen Wasservorkommen - genauer ins Visier, dann sollten bestimmte chemische Substanzen in den Atmosphären Hinweise auf Leben liefern. Insbesondere das "James Webb Telescope", mit dessen Start 2018 gerechnet wird, sollte nach diesen Lebensspuren Ausschau halten.

Die Methode dafür klingt verhältnismäßig simpel: Durchquert Licht des Muttergestirns die Gashülle eines Exoplaneten, dann lässt sich aus dem entstehenden Spektrum die Atmosphären-Zusammensetzung erschließen. Exobiologen sind sich einig, dass eine bestimmte Kombination aus Sauerstoff und Methan als wahrscheinliches Zeichen für biologische Aktivität zu werten ist. Beide Gase würden miteinander reagieren und auf einer toten Welt dadurch allmählich verschwinden oder ein stabiles Gleichgewicht finden - außer mindestens eine der beiden Komponenten wird ständig - etwa durch Mikroorganismen - nachproduziert.

Verfälschte Spektren

Nun haben der Planetologe Hanno Rein von der kanadischen University of Toronto, Scarborough, und sein Team ein Szenario präsentiert, das Forscher, die mit dieser Methode nach Biosignaturen suchen, mit Sicherheit zu falschen Ergebnissen führen würde: Was wäre, wenn der unter Beobachtung stehende Exoplanet einen Mond mit eigener Gashülle besitzt, deren Bestandteile normalerweise mit Komponenten der Exoplaneten-Atmosphäre reagieren würde? Das Spektrum beider Objekte gemeinsam würde jenem einer belebten Welt täuschend ähneln, schreiben die Forscher in der aktuellen Ausgabe von "PNAS".

Rein bringt ein Beispiel: "Hätte ein fiktiver Exoplanet mit sauerstoffreicher Atmosphäre einen Mond wie den Saturntrabanten Titan, den eine Methanatmosphäre umhüllt, würde das beobachtete Spektrum fälschlicherweise auf Leben hinweisen." Mit in naher Zukunft verfügbaren Techniken lässt sich ab einer gewissen Entfernung jedenfalls nicht zweifelsfrei feststellen, ob der potenziell vielversprechende Exoplanet überhaupt einen Exomond besitzt - davon, die beiden unterschiedlichen Atmosphärensignaturen jeweil richtig zuzuordnen, kann noch gar keine Rede sein. (red, derStandard.at, 29.04.2014)