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Einstmals war der Wisent von den Pyrenäen bis weit nach Zentralasien hinein verbreitet.

Foto: APA/dpa

Bukarest - Viel ist von der einstigen europäischen Megafauna nicht übrig geblieben. Und auch das größte heute noch existierende Landtier Europas wäre beinahe ausgerottet worden: Der Wisent (Bison bonasus) ist das einzige Wildrind Europas und ein naher Verwandter des nordamerikanischen Bisons, dem er mit einer Widerristöhe von über 1,80 Metern und einem Gewicht von 500 bis 900 Kilogramm in der Größe gleichkommt.

Im frühen 20. Jahrhundert wurden die letzten wildlebenden Exemplare der Spezies getötet, es blieb gerade mal ein Dutzend Tiere übrig, die in Zoos gehalten wurden. Aus diesen gelang es jedoch durch internationale Schutzbemühungen wieder, eine Population aufzubauen. Heute gibt es laut der Naturschutzorganisation WWF wieder 5.056 Wisente (Stand: Jänner 2014), wobei 3.043 in freien oder halbfreien Herden leben. Diese sind in den drei baltischen Staaten, in der Ukraine, in Polen, der Slowakei, Russland sowie in Teilen Deutschlands beheimatet.

Das Projekt

Nun möchte auch Rumänien, wo der Wisent vor 200 Jahren ausgerottet worden war, die Spezies wieder ansiedeln. Rund zwanzig Tiere sollen am 17. Mai im Tarcu-Gebirge angesiedelt werden. Wie der WWF mitteilte, ist es die größte Wiederansiedlung des Wisents in Europa. Im Laufe des Sommers sollen in dem in den südlichen Karpaten gelegenen Gebiet zehn weitere Tiere folgen.

Das vom WWF und der Organisation Rewilding Europe gemeinsam initiierte Projekt sieht vor, dass in den folgenden zehn Jahren jährlich mehrere Tiere in den südlichen Karpaten ausgesetzt werden. Sie sollen sich vollständig in das Ökosystem integrieren, sie werden also nicht mit Zusatzfutter versorgt. 500 Tiere bis 2025 hat sich die Kampagne zum Ziel gesetzt. Die Tiere seien äußerst wichtig für die Biodiversität in den Karpaten, betonte der WWF.

Langsame Eingewöhnung

Die Wiederansiedlung sieht vor, dass sich die Wisente zuerst in einem rund 15 Hektar großen Gebiet akklimatisieren, ehe sie in einer rund 160 Hektar großen Zone "auswildern" sollen. Dabei sollen sie die notwendigen Fähigkeit für das Überleben in der Natur erlernen, wie sie auch eine stabile Herdenstruktur bilden. Ende September soll es dann soweit sein, und die Tiere werden in die freie Wildbahn entlassen.

Rewilding Europe plant zudem weitere Pflanzenfresser wie Rehwild in diesem Gebiet anzusiedeln. Die Aktion soll dem im westlichen Rumänien gelegenen Gebiet auch touristisch und finanziell zugutekommen. Ein Besucherzentrum ist ebenso geplant, wie die Ausbildung Einheimischer. (red/APA, derStandard.at, 7. 5. 2014)