Hamburg – Die Neonazi-Organisationen "Blood and Honour" und "Combat 18" sind in England aus der Skinhead-Szene hervorgegangen, die ursprünglich eine nicht politische Protestbewegung war, in der es vor allem um Musik ging. Unter dem Slogan "White Power" entwickelte sich dann jedoch daraus ein rassistischer Zweig. Die oft jugendlichen Anhänger wurden häufig auf Konzerten rekrutiert, etwa von Neonazi-Bands wie "Screwdriver". In diesem subkulturellen Milieu liegt laut Hamburger Verfassungsschutz noch heute ein wichtiges Potenzial rechtsextremer Gruppen.

"Blood and Honour" heißt auf Deutsch "Blut und Ehre". "Combat" bedeutet Kampf, 18 steht für die Buchstaben A und H, den Anfangsbuchstaben von Adolfs Hitler. Bei "Combat 18" handelt es sich laut LKA Schleswig-Holstein um den bewaffneten Arm der im Jahr 2000 verbotenen rechtsextremistischen Gruppe "Blood and Honour". Trotz des Verbots ist die Blood-and-Honour-Vereinigung immer noch an der Organisation von Skinhead-Konzerten beteiligt, wie es im Hamburger Verfassungsschutzbericht 2002 heißt.

Versand von Briefbomben

"Combat 18" wird für mehrere Straftaten verantwortlich gemacht, darunter der Versand von Briefbomben oder ein Nagelbomben-Anschlag im multikulturellen Londoner Stadtteil Brixton. In Schleswig-Holstein war die Kreisstadt Pinneberg eines der Zentren. Zu der Situation in der norddeutschen Kleinstadt heißt es im Bericht des Kieler Innenministerium, Hakenkreuzschmierereien und Kürzel wie "'C 18 PI' sowie fremdenfeindliche Parolen belegen, dass die Aktivitäten der Szene im Kreis Pinnerberg anhalten".

Das schleswig-holsteinische Innenministerium schätzt die Szene auf etwa 40 Personen. "Statt politischer Arbeit steht zunächst die Freizeitgestaltung im Vordergrund", heißt es in dem Bericht "Gegen Extremismus von links und rechts". Führende Mitglieder der "Kameradschaft Kiel" verfügten allerdings "über regionale und überregionale Kontakte zu rechtsextremen Skinheads sowie zu führenden "Freien Nationalisten" aus dem gesamten norddeutschen Raum".

Die "Sektion Nordmark" hatte laut Hamburger Verfassungsschutz Verbindungen in der ganzen Republik: "Diese regionalen und überregionalen Kontakte bestehen auch weiterhin", hält das Landesamt fest. Laut Erkenntnissen des Bundesamtes für Verfassungsschutz unterhält "Blood and Honour" sogenannte "Divisionen" in den USA, Frankreich und Schweden und ist von "besonderer Bedeutung", weil sie sich um eine Kooperation innerhalb der Skinhead-Szene bemühe. (APA/AP)