Foto: Sat.1/Mühle
Der Sat.1-Zweiteiler "Das Wunder von Lengede" (Sonntag, Montag, 20.15 Uhr) erzählt die wahre Geschichte von elf verschütteten und tot geglaubten Bergleuten 1963 im deutschen Niedersachsen. Elf Männer mussten 14 Tage auf ihre Rettung warten: Fernsehstoff von heute.

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Am Abend des 24. Oktober 1963 bricht in der Eisenerzgrube "Mathilde" im niedersächsischen Lengede ein Klärteich. 500.000 Kubikmeter Wasser überfluten die Grube. 128 Bergleute und ein Monteur werden eingeschlossen. 29 sterben. 14 Tage später passiert das "Wunder": Elf bereits für tot erklärte Kumpel werden gerettet.

"Das Wunder von Lengede": Zweifellos Stoff fürs Fernsehen, Sat.1 zeigt die Ereignisse Sonntag- und Montagabend in zwei Teilen. Es ist bezeichnend, dass es sich beim aufwändigsten Fernsehfilm des Jahres um die Nacherzählung einer wahren Begebenheit handelt: Denn das sind im Augenblick jene Geschichten, die am meisten interessieren.

Menschen beobachten

Die "Dokusoap" ist im Begriff, Quiz- und Castingshows den Rang abzulaufen. Das Format boomt, egal, ob es um Schwangerschaft, Hausbau oder Gartenarbeit geht - oder darum, Menschen in Extremsituationen zu beobachten. Selbst, wenn man nicht sieht, wie es war, so doch, wie es gewesen sein könnte. Und je krasser die äußeren Umstände, desto besser.

"Glück auf, Glück auf, der Steiger kommt"

Der Sender scheute keine Kosten und Mühen: Mit einem Budget von sieben Millionen Euro dirigierte Regisseur Kaspar Heidelbach 46 Schauspieler, 1800 Komparsen und ließ sich von über 100 Fachkräften in die Geheimnisse des Bergbaus einweihen. Auch wenn Pathos und hymnische Hintergrundmusik mitunter bedrohliche Ausmaße ("Glück auf, Glück auf, der Steiger kommt") annehmen: Der Wechsel zwischen "oben" und "unten" gelingt, die Besetzung (Heike Makatsch, Heino Ferch, Jan Josef Liefers) hält, was sie verspricht. Dazwischen beobachtet Heidelbach berückend genau. Wenn die Hoffnungslosigkeit siegt, unterlässt er große Gesten.

Die sind auch gar nicht nötig: Zehn Tage nach dem Unglück beginnen Rettungsmannschaften mit den Bohrarbeiten. Sie driften zwei Meter ab. Bei korrektem Plan hätte die Suchbohrung den Hohlraum der elf Männer verfehlt. (Doris Priesching/DER STANDARD; Printausgabe, 7./9.1..2003)