Bauch hat er eh einen gewaltigen, also nur Bart aufkleben, roten Fummel überziehen, irgendein Mützchen, ein grober Leinensack gefüllt mit Glumpert, ein Stecken, geht schon.

Foto: Der Standard

+++Pro
Von Christoph Winder

Alle Jahre wieder schlagen praktisch denkende Menschen mit einem Nikolaus-Gastauftritt bei lieben Freunden zwei oder sogar noch mehr Fliegen mit einer Klappe. Die augenfälligsten psychologischen Benefizien einer solchen Veranstaltung: a) narzisstische Befriedigung durch exaltiertes Schauspiel vor wehrlosem Publikum, b) Lustgewinn durch ungestraftes Ausleben autoritärer Triebe ("Waaas? Ihr seid nicht immer brav gewesen?"), c) gleichzeitige Freundschaftspflege sowie d) Gratisverzehr von Lebkuchen, Walnüssen und Weihnachtspunsch.

Die Schattenseite: Selbstverständlich erfordert jeder Nikolo-Auftritt eine makellos-undurchdringliche Tarnung, die man nur mit beträchtlichem Zeit- und sonstigem Aufwand erreicht. Denn: Nichts ist peinlicher, als wenn gewitzte Kinder durchschauen, dass der Nikolo nicht der ist, der er zu sein vorgibt, sondern ein Freund von Mama und Papa, aber in völlig narrischem Gewande. Den Ruf eines Sonderlings, den man sich auf diese Art erwirbt, wird man sein Lebtag nicht mehr los.

Contra---
Von Sigi Lützow

Praktisch gedacht! Bauch hat er eh einen gewaltigen, also nur Bart aufkleben, roten Fummel überziehen, irgendein Mützchen, ein grober Leinensack gefüllt mit Glumpert, ein Stecken, geht schon. Und ihn dann blöd fragen lassen, ob eh alle brav gewesen sind, wohl wissend, dass er weiß, was das für Gfraster waren das ganze Jahr. Sollte er es nicht wissen, weil er sich nicht interessiert hat für die Rangen das ganz Jahr, kann man ihm ja eine Proskriptionsliste zustecken, mit Namen, Alter und begangenen Verbrechen. Es lebe das Denunziantentum! Und man kann ihn dazu anstiften, für das nächste Jahr mit dem Krampus zu drohen. Wenn ihm nicht sowieso schon einer beigestellt wurde, der den Sack trägt, Kohlestückchen herzeigt für die ganz Schlimmen und mit Kettengeklirre und unter Ausstoßung von Drohungen das Verkrüppeln von Kinderseelen übernimmt.

Nein, nein! Dann schon lieber Osterhasi sein im Frühjahr, heimlich Nesterln füllen, an nie nicht auffindbaren Orten ablegen und unerkannt wieder verschwinden! (Der Standard/rondo/04/12/2009)