Wien – Es ist zunächst ein ganz normaler Tag auf dem Flughafen Wien-Schwechat, doch wenige Minuten nach 9.00 Uhr am 27.Dezember 1985 bricht das Inferno los: Drei junge Männer laufen die Stiegen zur Abfertigungshalle des Flughafens Wien-Schwechat hinauf, wo an den Schaltern 3 und 4 die Passagiere des El Al-Fluges nach Tel Aviv einchecken. Die Terroristen rollen Handgranaten in die Menschenmenge – drei der Sprengkörper explodieren – und beginnen aus Kalaschnikow-Sturmgewehren zu schießen.

Feuergefecht mit der Polizei

Österreichische Exekutiv- und israelische Sicherheitsbeamte erwidern das Feuer und schlagen das Trio zunächst in die Flucht. Bilanz: Drei Passagiere erleiden tödliche, rund 40 weitere zum Teil schwere Verletzungen. Die flüchtenden Täter rauben vor dem Flughafengebäude ein Auto und rasen auf die Bundesstraße 9 Richtung Fischamend. Es kommt zu einem Feuergefecht mit der Polizei. Einer der Männer wird getötet, die beiden anderen werden durch Schüsse schwer verletzt.

Koordinierter Anschlag in Rom

Wien war – zehn Jahre und sechs Tage nach dem spektakulären OPEC-Überfall – wieder Schauplatz arabischen Terrors. Ebenfalls am Vormittag des 27. Dezember 1987 fand ein offenbar koordinierter Anschlag auf den römischen Flughafen Fiumicino statt, der 16 Tote und mehr als 80 Verletzte forderte. Als Drahtzieher dieses Attentats wurde der palästinensische Guerilla-Führer Abu Nidal im Februar 1988 von einem römischen Gericht in Abwesenheit zu lebenslanger Haft verurteilt.

Opfer

Dass in Schwechat nicht noch mehr Opfer zu beklagen waren, ist der Geistesgegenwart eines Sicherheitswachebeamten zu verdanken, der eine der vier auf die El Al-Passagiere zu rollenden Handgranate mit dem Fuß "wegkickte". Durch einen von rund 200 Schüssen wurde ein Passagier aus Israel tödlich getroffen. Ein österreichischer Lehrer starb nach seiner Einlieferung in ein Krankenhaus. Eine weitere Österreicherin erlag nach Wochen ihren schweren Verletzungen.

Flugzeug sollte über Israel gesprengt werden

Die Terroristen hatten jedoch – so wie das Kommando in Rom – andere Ziele: Die El Al-Passagiere als Geiseln zu nehmen und die Maschine über Israel zu sprengen. Ihr Anführer, der 25 Jahre alte Abdel Acic Merzoughi starb. Der gleichaltrige Tawfik ben Ahmed Chaovali und der 26jährige Mongi ben Abdollah Saadaoui wurden ins Inquisitenspital eingeliefert. 1987 verurteilte ein Wiener Gericht sie zu lebenslangen Haftstrafen. (APA, 1.7.2004)