Wien – Die glorreichen Tage von Austria Wiens UEFA-Cup-Gegner Club Brügge sind untrennbar mit zwei österreichischen Namen verbunden: Ernst Happel und Edi Krieger. Mit Happel als Trainer und Krieger als Mittelfeldspieler schafften die Blau-Schwarzen die einzigen beiden Europacup-Final-Teilnahmen ihrer 113-jährigen Vereinsgeschichte, 1976 (UEFA-Cup) und 1978 (Meistercup) setzte es jeweils gegen Liverpool Niederlagen.

Krieger zog sich nach dem Ende seiner Karriere (1983 beim LASK) gänzlich von der großen Fußball-Bühne zurück, ist heute 57 Jahre alt, Angestellter im Gasthaus eines guten Freundes in Wien-Simmering und träumt vom eigenen Kaffeehaus. Auf Einladung der Austria wird der 25-fache Teamspieler am Mittwoch ins Happel-Stadion kommen und das Duell seiner beiden Ex-Klubs Austria und Brügge verfolgen.

Unter Happel holte Krieger mit Brügge drei Meistertitel (1976,1977,1978) und einen Cupsieg (1977). Von der Arbeit mit Happel schwärmt Krieger heute noch in höchsten Tönen: "Was andere Trainer in einer Stunde weitergebracht haben, hat er in fünf Minuten geschafft. Er war eine Persönlichkeit, eine Autorität und auch menschlich sehr in Ordnung."

"Die Zeit in Belgien war wundervoll, die Jahre bei der Austria aber auch", betont Krieger, der mit den Veilchen zwei Mal Meister und ein Mal Cupsieger war. All diese Erfolge auf Klub-Ebene stehen jedoch für Krieger deutlich im Schatten von Cordoba 1978, dem 3:2 der Österreicher über Deutschland bei der WM in Argentinien.

"Dieses Erlebnis ist über alles andere zu stellen", erinnert sich Krieger, der übrigens an allen drei Toren beim legendären Sieg beteiligt war. Das Eigentor von Vogts fiel ebenso nach einer Flanke des damaligen Mittelfeldspielers wie das 2:1 durch Krankl. Beim 3:2 fing Krieger einen Pass von Hansi Müller ab und spielte den Ball weiter zu Robert Sara, der daraufhin Krankl das Leder zum "österreichischen Tor des Jahrhunderts" servierte.

Bei Ajax

Während Cordoba-Gefährten wie Krankl, Herbert Prohaska, Josef Hickersberger oder Walter Schachner nach wie vor im Rampenlicht stehen, wollte Krieger nach seinem Rücktritt vom Kicken nicht mehr viel wissen. "Das hat mich nicht interessiert. Ich habe immer von einem eigenen Kaffeehaus geträumt. Diesen Traum hatte ich auch realisiert, allerdings habe ich dann leider finanziell Schiffbruch erlitten." Es folgten einige Jahre als Obst- und Gemüse-Händler auf dem Wiener Viktor-Adler-Markt und seit 2002 der Job im Gasthaus seines Freundes.

Zwischendurch hatte sich Krieger in den Tiefen des Wiener Fußballs als Trainer versucht, auch wenn die Ausbildung zum Lizenz-Coach nie abgeschlossen wurde. Mit den Unterklässlern Ajax und Victoria schaffte er sogar Meistertitel, später saß Krieger dann noch in Kaiserebersdorf und als "Co" von Manfred Zsak bei Polizei/Feuerwehr auf der Trainerbank. (APA)