London/Wien - Astronomen glauben, nun wenigstens einen Teil
der vermissten Materie im Weltall gefunden zu haben. Indem sie einen
fernen Quasar gleichsam als Röntgenapparat einsetzten, fanden sie
eine Menge Material im heißen Gas zwischen den Galaxien. Die
Untersuchungen von Fabrizio Nicastro (Havard-Smithsonian Center for
Astrophysics in Cambridge, Massachussettes) und Kollegen wurden in
der Wissenschaftszeitschrift "Nature" (Vol. 433, 3. Februar 2005)
veröffentlicht.
Derzeit gehen Wissenschafter davon aus, dass es im All mehr
Materie und Energie gibt, als wir sehen und messen können. Nur rund
fünf Prozent - so die derzeit gängige Ansicht - besteht überhaupt aus
so genannter baryonischer Materie, also dem uns geläufigen Material
aus Atomen und Molekülen. Rund 95 Prozent machen mysteriöse, dunkle
Anteile aus Masse und Materie aus, über deren Natur bis heute nur
mehr oder weniger wage Theorien existieren.
Wahrnehmung
Aber auch von der eigentlich sichtbaren, baryonischen Materie
können Astronomen nur einen Teil wahrnehmen. Für die Vergangenheit, der sich durch einen Blick ins All automatisch ergibt, stimmen die Berechnungen noch, je weiter man in
die unmittelbare Nähe und damit Gegenwart kommt, desto weniger Masse ist mit Teleskopen zu
beobachten.
Die
Wissenschafter haben deshalb einen fernen Quasar als Röntgenquelle
eingesetzt und damit intergalaktisches Gas in der Umgebung
durchleuchtet. Es zeigte sich, dass ein Teil der Röntgenstrahlung von
ionisierten Stickstoff- und Sauerstoff-Atomen absorbiert wird. Die
aus der verschluckten Strahlung errechnete Materie ergibt laut den
Forschern ziemlich genau den Wert der fehlenden baryonischen Materie.
Die Astronomen räumen allerdings ein, dass sie noch nicht Wissen, ob
ihr Beobachtungsareal repräsentativ für das ganze Universum ist.
(APA)