Es gibt Jobs, die scheint es nur zu geben, weil das, was zu tun ist, ja irgendwer tun muss. Martin Kreutner hat so einen Job. Der 40-jährige Tiroler leitet das Büro für interne Angelegenheiten, kurz BiA, im Innenministerium. Die Aufgabe, strafrechtlich relevanten Beschuldigungen gegen Beamte nachzugehen, hat der Abteilung schon etliche wenig schmeichelhafte Beinamen eingetragen. Die Palette reicht von Vernaderertrupp bis hin zum jüngst von Jörg Haider gewählten Securitate-Vergleich.

Eine Strafanzeige gegen Kreutner, eingebracht von einer politischen Partei, im konkreten Fall von der Kärntner FPÖ, hatte es zuvor aber noch nicht gegeben. Und die dürfte den Juristen auch hart treffen.

Erstens, weil der blaue Spitzelvorwurf laut Innenministerium auf verdrehten Tatsachen beruht, denn die BiA habe in den vergangenen Monaten keine einzige Telefonüberwachung in Kärnten durchgeführt. Zweitens, weil Kreutner selbst als Musterbeispiel für Korrektheit gilt. Deshalb ist er auch Antikorruptionsbeauftragter der Weltbank für einen baltischen Staat.

Das Büro für interne Angelegenheiten ist eine junge Einrichtung, offizieller Start war am 31. Jänner 2001. Aber schon bei seinem Amtsantritt pfiff dem Junggesellen Kreutner scharfer Gegenwind um die Ohren, denn er kam aus dem Verteidigungsressort. Vom Jagdkommando Wiener Neustadt, um genau zu sein. Kritiker befürchteten eine militärische Unterwanderung in der Wiener Herrengasse.

Tatsächlich hat Exinnenminister Ernst Strasser (VP) Bundesheeroffiziere in seinem Haus forciert. Dazu gehört unter anderen auch Gert René Polli, der Leiter des Bundesamtes für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (BVT), wie die frühere Staatspolizei nun heißt.

Militärischen Drill gibt es unter Martin Kreutner, der im Vorjahr sein postgraduelles Fachstudium "Policing and Public Order Studies" an der Universität von Leicester in Mittelengland abschloss, aber nicht. Wer im BiA arbeitet, tut das ohnehin freiwillig. Mitzubringen sind laut Ausschreibungskriterien "ethische Reife, gefestigter Charakter und praktische Erfahrungen".

Rund zwanzig Frauen und Männer gehören zum Stammteam der "Unbestechlichen". In den vergangenen Jahren haben sie unter anderem Mafia-Kontakte von Kollegen aufgedeckt, Beamte des Amtsmissbrauchs überführt, aber auch Mobbingfälle und Grapsch- affären untersucht.

Um zu demonstrieren, dass die BiA weisungsfrei ermittelt, ist die Zentrale nicht direkt im Stammhaus des Innenministeriums untergebracht, sondern in einem Gebäude im 3. Wiener Gemeindebezirk. Wirklich unabhängig, wie Gerichte, sind die BiA-Leute aber nicht. Das letzte Wort hat die Innenministerin, die ihrerseits wiederum dem Parlament verpflichtet ist. (Michael Simoner/DER STANDARD, Printausgabe, 19./20.2.2005)