Graz - "Als es über die Medien publik wurde, hab ich schon manchmal von Leuten zu hören bekommen, dass ich ein Dückeberger bin, aber wenn es nicht zu oft an einem Tag passiert ist, hab ich darüber nur gelacht". Max Aufischer, 52-jähriger Künstler, Fotograf und Leiter der Grazer Kulturvermittlung, trat vor genau 30 Jahren, am 1. April 1975, als erster Österreicher seinen Zivildienst an. Auf seiner Zivildienstplakette war die Nummer eins auf der Rückseite angebracht.

Zum Wehrdienstverweigerer wurde Aufischer schon drei Jahre davor, aber "es gab zwar immer wieder Verweigerer, aber noch kein Gesetz, wie man mit diesen Leuten umzugehen hat", erinnert sich der Grazer. Wie bei vielen anderen jungen Männern, die den Dienst an der Waffe ablehnten, suchte man die Lösung vorerst in einem Aufschub. Aufischer, der Anfang der 70er-Jahre in Wien Malerei studierte, bekam die Gnadenfrist von zehn Jahren, da er noch in der Ausbildung stand. Doch bevor sie ablief, wurde die Steiermark ein "Experimentierfeld für den Zivildienst".

Aufischer fuhr für das steirische Rote Kreuz mit dem Rettungswagen mit. "Meine zweite Wahlmöglichkeit wäre Wildbach- oder Lawinenverbauung gewesen". Der Zivildienst war damals mit acht Monaten dem Militärdienst gleich gestellt. Eine Kommission, vor der man seine religiösen oder pazifistischen Gründe erklären musste, gab es 1975 noch nicht. Idealistisch motiviert will Aufischer seine damalige Haltung aber gar nicht verstanden wissen. Ein schwerer Verkehrsunfall war vielmehr der Auslöser für seine Entscheidung.

Der Wert des Lebens

"Ich musste vier Monate auf der 2. Chirurgie liegen. Damals hab ich Leute sterben gesehen". Und das änderte den damals 16-Jährigen grundlegend. Viel später, bei Reisen nach Sarajevo während des Krieges, kam Aufischer, der mittlerweile zwei Söhne hat, die ebenfalls Zivis waren, zur Überzeugung, dass seine Haltung richtig war. "Ich habe gesehen, was Krieg anrichtet".

Von den zehn Kollegen, die mit Aufischer 1975 zu den ersten Zivildienern gehörten, ist einer bereits verstorben. Die anderen werden unter den Bildtafeln mit Fotos, Daten und Zitaten von 30 Zivis vertreten sein, die Aufischer für die Ausstellung "Drückeberger!" sammelte. Eröffnet wird heute, Freitag, im Workshop in der Grazer Färbergasse. (DER STANDARD, Printausgabe, 1.4.2005)