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Der in Russland tätige Topmanager Siegfried Wolf hält nicht viel von den Pussy Riots - "Riot-Mädls", wie er sie nennt -, von Wladimir Putin umso mehr - der habe "Leadership".

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Siegfried Wolf stammt aus der Steiermark und gilt als Kandidat für die ÖIAG-Spitze.

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Graz - Langsam, so hat es den Anschein, pirscht sich Siegfried Wolf an die Politik heran. Beim Stronach-Experiment hatte der ehemalige Magna-Manager früh genug abgewinkt, obwohl bereits zu rechnen war, dass ihn sein alter Chef, Frank Stronach, in sein Team holen wird. Jetzt schickt sich Wolf an, als möglicher Aufsichtsratschef der Staatsholding ÖIAG seine Füße in die Tür zur Innenpolitik zu stellen. Wolf soll am Donnerstag nächster Woche bestellt werden.

Montagabend äußerte Wolf in einer Diskussion in Graz jedenfalls deutliches Interesse am Vorsitz des ÖIAG-Aufsichtsrats. Es sei "ehrenvoll, vorgeschlagen zu werden". Dass er wegen seiner Nähe zur russischen Politik und Wirtschaft kritisiert werde - er ist als Topmanager im Industriekomplex des Oligarchen von Oleg Deripaskas tätig - sei ihm bewusst. Er sei "Gegenwind gewohnt", das "schärft die Sinne". Der Vorwurf des Grünen-Politikers Peter Pilz, er sei ein "V-Mann der russischen Oligarchen" störe ihn nicht: "Pilz kenne ich nicht, und ich will ihn auch gar nicht kennenlernen."

Sehr gut kennt der Manager aber den russischen Präsidenten Wladimir Putin, mit dem er regelmäßig "sehr persönliche" Gespräche führe. "Nach der Wahl haben wir auch miteinander darüber gesprochen, was hat er richtig und weniger richtig gemacht hat." Auch zum Thema "Wenn man net schwul ist, ist man net in" habe man sich ausgetauscht.

Putin reagiert "cool" und ist "da ein sehr, sehr, sehr korrekter Mann"

"Es ist in Russland ja nicht verboten und es gibt kein Gesetz, wenn man andersartig veranlagt ist, dass man deswegen ausgeschlossen wird. Man darf nur in der Öffentlichkeit vor Minderjährigen seinen Neigungen nicht nachgehen", referierte Wolf. Da sei er durchaus der Meinung Putins: "Ich hätt das auch nicht gerne, muss ich offen sagen." Putin reagiere auf Kritik "positiv, cool und da ist er ein sehr, sehr, sehr korrekter Mann" .

Putin habe "Leadership", etwas was er "in großem Maße" in der EU vermisse. "Da würde ich mir ein bissl mehr russische Demokratur wünschen. Dass Leute entscheiden und zu den Entscheidungen stehen. Wenn ich mir die EU anschaue, braucht es hier eine klare Führung, die hat Putin, auch wenn ich nicht immer seiner Meinung bin", sagte Wolf. Man habe "hier ja keine Ahnung, welche Zustimmung er hat. Er gilt als einer, der sich nichts gefallen lässt".

Die "Mädls" mit dem Bashing-Gag

Wenig Schmeichelhaftes fiel Wolf zu Putins härtesten Kritikerinnen, der Künstlerinnengruppe "Pussy Riot", ein. Wolf: "Ich hab mein Büro in Moskau direkt am Wasser neben dem Kreml und der Erlöser Kirche. Diese Erlöser Kirche war ja Thema der Riot-Mädels. Das war von der Stunde Null weg ein PR-Gag. Die haben gleich die TV-Rechte verkauft und operieren weltweit mit Putin-Bashing."

Die Politik, die auch mit höheren Gehältern attraktiver gemacht werden müsse, benötige jedenfalls auch in Österreich dringend neue Verantwortungsträger, die nach den Prinzipien "Wahrheit - Transparenz - Fairness" handeln - eine leichte Abwandlung der drei großen Prinzipien, mit der Frank Stronach den Nationalratswahlkampf gezogen war: "Offenheit - Ehrlichkeit - Transparenz". (Walter Müller, DER STANDARD, 18.6.2014)