Basel - Dass Spinnen nicht ausschließlich insektivor sind, sich also nicht nur von Insekten ernähren, ist schon länger bekannt. So steht etwa bei vielen Arten Aas auf dem Speiseplan, wenn sich die Gelegenheit bietet. Es gibt auch Hinweise darauf, dass einige größere Spezies Jagd auf kleine Wirbeltiere machen. Ein internationales Forscherteam berichtet nun im Fachblatt "PLOS ONE", dass weit mehr Spinnenarten gelegentlich Fische jagen, als bisher angenommen - und zwar in allen Teilen der Erde mit Ausnahme des antarktischen Kontinents.

Ein Exemplar der Spinnenart Dolomedes facetus hat einen Fisch der Gattung Xiphophorus erbeutet.
Foto: Peter Liley

Zahlreiche Raubspinnen

Die Forscher um Martin Nyffeler von der Universität Basel und Bradley Pusel von der University of Western Australia konnten insgesamt 90 Spezies aus acht unterschiedlichen Familien beim Fischfang beobachten. Ein Großteil der piscivoren Arten stammt aus der Familie der Raubspinnen (Pisauridae). Die Spinnen seien üblicherweise in den Randzonen seichter Bäche, in Teichen oder in Sümpfen beheimatet. Einige, wenn auch nicht alle, könnten schwimmen, tauchen oder sich auf der Wasseroberfläche bewegen, so die Forscher.

Ein ausgewachsenes Ancylometes-Männchen mit einem Salmlerfisch.
Foto: Ed Germain

Geduldige Jäger

Beim Fischfang halten sich die Spinnen meist mit den Hinterbeinen an Pflanzen oder einem Stein fest, während die Vorderbeine auf der Wasseroberfläche ruhen. In dieser Position harren sie aus, bis ein Fisch in greifbare Nähe schwimmt. Dann fassen sie blitzschnell zu und töten ihre Beute mit starken Nervengiften, ehe sie sie an Land ziehen. Die Fische sind nicht nur deutlich größer als die sonst übliche Spinnennahrung, häufig sogar größer und schwerer als die Spinnen selbst. Die Mahlzeit dauert dementsprechend mehrere Stunden.

Insgesamt identifizierten die Forscher 90 Spinnenspezies, die gelegentlich Fische jagen.
Foto: Tim Wohlberg

Vier Spezies in Europa

"Dass so viele verschiedene Spinnen Fische jagen, war bisher nicht bekannt", so Nyffeler. "Unsere Ergebnisse legen nahe, dass Fische eine gelegentliche Beute von hohem Nährwert darstellen." Die meisten Beobachtungen machten die Forscher in Nordamerika, und dort in den Feuchtgebieten von Florida. In Europa identifizierten sie vier Spezies als gelegentlich piscivor. (APA/red, derStandard.at, 21.6.2014)