Erst am 30. September des vergangenen Jahres hat LG das G2 auf den Markt gebracht. Das Gerät mit Snapdragon-800-Chip diente als Hardware-Vorbild für das Nexus 5, lieferte aber eine bessere Kamera, ein schlankeres Format und oben drein einen Marathon-Akku. Ein Dreivierteljahr später ging mit dem G3 bereits der Nachfolger an den Start, das mehr als nur ein einfaches Upgrade sein soll. Der WebStandard hat den Androiden auf Herz und Nieren getestet.

Foto: derStandard.at/Georg Pichler
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Verarbeitung und Ergonomie

Auch mit der neuesten Generation gibt sich der koreanische Hersteller in Sachen Design und Verarbeitung keine Blöße. 146,3 x 74,6 x 8,9 Millimeter misst das Handy, dessen Displaydiagonale einen kleinen Wachstumsschub von 5,2 auf 5,5 Zoll erfahren hat. Auch die Auflösung wurde höher geschraubt, mit 2.560 x 1.440 Pixel (534 PPI) gehört das G3 zur ersten Generation an Smartphones mit 2K-Auflösung. Dank der recht schmal gehaltenen Leisten oben und unten, dünner Ränder sowie der Verwendung von Onscreen-Systembuttons wirkt das Gerät in der Hand trotzdem kaum größer als die meisten Fünfzöller.

Der seitliche Rahmen ist aus Metall gefertigt, die Vorderseite abseits der unteren Leiste verglast. An der Verarbeitung ist nichts auszusetzen. Die Rückseite des G3 besteht aus Kunststoff und ist abnehmbar. Denn im Gegensatz zum G2 ist es bei diesem Smartphone nun möglich, den 3.000-mAh-Akku zu wechseln, als auch den Speicher per microSD-Karte zu erweitern. Features, die bei den bekannteren Highend-Smartphones nur noch das Samsung Galaxy S5 bietet.

Übrigens setzt LG weiter auf eine rückseitige Platzierung des Ein/Aus-Schalters und der Lautstärketasten, diese Bedienelemente wurden allerdings etwas vergrößert und generell besser benutzbar gemacht.

Foto: derStandard.at/Georg Pichler
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Ausstattung und System

Weiters zur Ausstattung gehört Qualcomms Snapdragon 801-Chip in seiner Ausführung mit 2,5-Ghz-Quadcore-CPU. Je nach Modell bietet das G3 entweder 16 GB Onboardspeicher und zwei GB RAM oder (die hier getestete Variante) 32 GB Onboard-Speicher und drei GB RAM. Komplettiert wird die Ausstattung von einer Kamera mit 13 Megapixeln Auflösung auf der Rückseite und einem frontseitigen Modul mit 2,1 Megapixel. Das G3 kommt per WLAN (802.11ac), 3G oder LTE ins Netz und ermöglicht Navigation per GPS und GLONASS und die Bedienung von Geräten mit entsprechender Schnittstelle per Infrarot-Port. An Bord ist Android 4.4 mit einer neuen Version der LG UI.

Verbesserte Oberfläche

Wer frühere LG-Phones kennt, wird hier bereits direkt nach dem Einschalten des G3 erhebliche Unterschiede erkennen. Die neue Oberfläche ist zwar an einigen Stellen wie dem Konfigurationsmenü zwar immer noch deutlich verändert im Vergleich zu einer puren Android-Version, insgesamt aber deutlich aufgeräumter als zuvor.

Auch ästhetisch hat LG die Oberfläche weiterentwickelt – sie wirkt nun modern und nicht mehr wie ein angestaubtes Relikt aus Android 2-Zeiten. Perfekt ist sie allerdings bei Weitem nicht, insbesondere in den teils seltsam strukturierten Einstellungen braucht man länger zum Zurechtfinden. Auch die LG-eigene Tastatur ist kein Intuitivitätswunder, ebenso weisen LGs Varianten mancher Standard-Apps keinen erkennbaren Mehrwert auf.

Immerhin: Nach wie vor lassen sich viele Elemente der UI - von zusätzlichen Buttons für die Navigationsleiste bis hin zur Systemschriftart - anpassen. Übernommen wurden außerdem sinnvolle Funktionen wie der Dual-Window-Modus (vormals QSlide) zur Anzeige von zwei Apps auf einmal. Neu dabei ist mit "Easy Home" eine vereinfachte Version des Homescreens.

Foto: derStandard.at/Georg Pichler
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Performance

Im Alltag arbeitet die Hardware flott und annähernd verzögerungsfrei. Laufen mehrere Apps bereits im Hintergrund, fallen ab und an Mikroruckler auf. Programme an sich starten allerdings flott. Auch beim Webbrowsen reagiert das Handy zügig. Benchmarks bestätigen den guten Eindruck.

Merkbarer ruckeln kann es allerdings bei aufwändigeren 3D-Games. Dies kann einerseits daran liegen, dass möglicherweise die Firmware nicht hundertprozentig optimiert ist, andererseits erhöht die hohe Auflösung des Displays die Last auf Prozessor und Grafikeinheit. Beim Testdurchlauf mit Epic Citadel erreicht das G3 einen Schnitt von 50 Bildern pro Sekunde. Zum Vergleich: Das OnePlus One, das hardwaretechnisch auf dem gleichen Niveau spielt, aber ein Display mit Full HD-Auflösung (1.920 x 1.080) bietet, erreicht 60 FPS.

2K-Auflösung als Pseudo-Fortschritt

Der Bildschirm des G3 liefert satte Farben, ordentliche Kontraste, als auch Farbstabilität bei spitzen Betrachtungswinkeln. Qualitativ ist die Darstellung durchaus in der Nähe des HTC One einzuordnen. Allerdings ist bei niedrig eingestellter Helligkeit ein leichter Blaustich sichtbar, der allerdings nur zu bemerken ist, wenn man etwa Websites mit sehr hellem Hintergrund ansurft.

Während es hier also wenig Anlass zur Klage gibt, muss an dieser Stelle allerdings sehr wohl angemerkt werden, dass der Mehrwert der 2K-Auflösung im Alltag nicht erkennbar ist. Den Unterschied zu einem Full HD-Panel der gleichen Größe erkennt man zwar auf einer Makroaufnahme des Displays, dem freien Auge bleibt sie aber auch verborgen, wenn man das Telefon unüblich nahe vors Gesicht hält.

Im Gegenteil: Wie bereits erwähnt, erzeugt die höhere Auflösung im aktiven Betrieb Mehrlast für Prozessor und GPU und zerrt damit stärker an den Reserven des Akkus. Mit einer vollen Ladung kommt man zwar auch bei intensiveren Nutzung des G3 mit Reserven über den Arbeitstag, ein Marathonläufer wie sein Vorgänger ist es allerdings nicht. Auch mit dem HTC One M8, dem OnePlus One und dem Galaxy S5 kann das neue LG-Flaggschiff in diesem Bezug nicht mithalten. Hinzu kommt, dass manche Apps mit der Auflösung noch nicht umgehen können und fallweise unüblich kleine Bedienelemente anzeigen.

Foto: derStandard.at/Georg Pichler
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Kamera

Gelungen ist allerdings die Kamera. Diese bringt neben optischer Bildstabilisierung einen Infrarot-Laser für schnellere Fokussierung mit. Diese Technologie kommt allerdings nur bei automatischem Fokus zum Einsatz, nicht beim manuellen Wählen eines bestimmten Bildbereiches. Die LG-eigene Kamera-App bringt im Vergleich erstaunlich wenige Optionen und faktisch keine Szeneneinstellungen mit. Üblicherweise entscheidet die Automatik über die Aktivierung des Dual-LED-Blitzes und HDR und liegt dabei fast immer richtig.

Selbst bei wenig Licht gelingen relativ brauchbare Fotos, in diesem Bezug ist das G3 etwa dem Galaxy S5 mehr als ebenbürtig.Aufnahmen werden schnell ausgelöst und liefern gute Farben und recht hohen Detailgrad. Auch die Aufnahme von Ultra-HD-Videos und 120 FPS-Zeitlupenvideos in 720p sind möglich. Eine Erwähnung verdient auch das Feature "Magic Focus", mit dem sich Bereiche – wie bei HTCs UFocus – nachträglich scharf stellen lassen. Das funktioniert aber nur bei Aufnahmen auf kurze Distanz, dann allerdings sehr zuverlässig.

Die Frontkamera liefert für ein 2,1-MP-Modul passable Bilder und einen achtstufigen Hautverbesserungsmodus, der in seinen höheren Ausprägungen bereits eine arg künstliche Glättung erzeugt. Auch Full-HD-Videos lassen sich aufnehmen, die Unterschiede zu Kameras mit höherer Auflösung ist aber durchaus erkennbar.

Foto: derStandard.at/Georg Pichler
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Akustisch liefert das LG G3 über den rückseitigen Lautsprecher Durchschnittskoste. Das Klangbild bei Kopfhörernutzung ist dafür aber sehr ordentlich, zumal LG auch deutlich bessere In-Ear-Hörer mitliefert, als es die Konkurrenz üblicherweise tut. Auch beim Telefonieren gibt es keine Probleme, auf beiden Seiten wird das jeweilige Gegenüber laut und deutlich verstanden.

Die Empfangsstärke des Smartphones könnte allerdings eine Spur besser sein. Gleiches gilt auch für die Navigation, hier neigt das Gerät mitunter dazu, sich zeitweise merkbar abseits seiner eigentlichen Position zu verorten.

Fazit

Summa summarum liefert LG mit dem G3 einen potenten Nachfolger zum G2. Neben der flotteren Hardware glänzt das Gerät weiter in puncto Hardwaredesign und Verarbeitung, schafft aber Mehrwert durch den austauschbaren Akku und den hinzugekommen microSD-Slot. Einen Schritt nach vorne macht auch die Kamera, auch wenn der Nutzen des Laser-Fokus-Features ein eher begrenzter ist. Lob gebührt LG – trotz weiter vorhandener Intuivitäts-Defizite – auch für die Auffrischung des Systeminterfaces.

Als sinnlosen Beitrag zur in der Industrie gängigen Spezifikationsschlacht stellt sich die 2K-Auflösung des Displays heraus. Diese schlägt sich negativ auf die Performance bei hoher Beanspruchung als auch die Akkulaufzeit nieder, ohne einen merkbaren Vorteil zu bringen. Ein Upgrade, das sich somit als verzichtbar erweist.

Preis und Verfügbarkeit

Mit einem derzeitigen Handelspreis von 500 bzw. 560 Euro spielt das G3 in einer Liga mit aktuellen Konkurrenten von HTC, Samsung und Sony. Stärken und Schwächen gegenüber der Konkurrenten variieren, sodass eine klare Reihung nicht möglich ist. Wer Wasserdichtigkeit und die sehr lange Akkulaufzeit des Vorgängers entbehren kann, dürfte mit dem neuen LG-Vorzeigesmartphone gut bedient sein.

Verfügbar ist das Handy in den Farben Schwarz, Weiß und Gold. In ausgewählten Märkten steht es auch in den Varianten Pink und Violett zur Verfügung. (Georg Pichler, derStandard.at, 10.8.2014)

Kamera-Testfotos

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