Das Castello Lerici in der Provinz La Spezia soll für mindestens 850.000 Euro unter den Hammer kommen.

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Nach einem Flop im Mai wagt Italiens Agentur für Staatsimmobilien, die Agenzia del Demanio, einen zweiten Anlauf. Am 14. Juli hat die Versteigerung von 15 Staatsimmobilien begonnen. Bis 29. September läuft die Angebotsfrist. Das Portefeuille mit dem Versteigerungswert von rund elf Millionen Euro umfasst ein vielfältiges Immobilienangebot in ganz Italien - zu jeder Preislage und für jeden Geschmack. Der Versteigerungswert pro Immobilie reicht von 400.000 bis zu eineinhalb Millionen Euro.

Finanzierungsvergünstigungen bei Umbau

Von Taranto an der Südspitze des Stiefels bis nach Triest, Venedig, Mailand und Bergamo in Norditalien kommen Immobilien unter den Hammer. Im Angebot sind auch Objekte, die zum Projekt "Aufwertung des Landes - Immobilien für den Aufbau eines Fremdenverkehrsnetzes" zählen. Für diese werden bei einem Umbau Finanzierungsvergünstigungen in Aussicht gestellt.

Laut Stefano Scalera, Chef der Agenzia del Demanio, ist das Angebot vor allem für den nationalen und internationalen Retailmarkt von Interesse: "Investoren aus der ganzen Welt können mitbieten - ob in New York oder Dubai." Unterlagen und Verträge können online heruntergeladen werden.

Erste Versteigerung floppte

Das Finanzministerium hat im Budget 2014 rund 500 Millionen Euro an Verkaufserlösen aus Staatsimmobilien vorgesehen. Die erste Versteigerung im Frühjahr, in deren Rahmen fünf Immobilien präsentiert wurden, entwickelte sich aber zum Flop - Italien blieb auf seinen Immobilien sitzen.

Nur eine einzige, ein Militärkrankenhaus in Triest aus dem 19. Jahrhundert, wurde für etwas mehr als 600.000 Euro verkauft. Andere Staatsimmobilien, etwa die legendenumwobene Insel Poveglia bei Venedig, fanden zwar Interessenten, deren Angebote jedoch von der zuständigen Behörde als "unzureichend und nicht marktgerecht" bezeichnet und zurückgewiesen wurden.

Zu strenge Auflagen

Auch an den zum Teil strengen Auflagen ist die Versteigerung gescheitert, erklärt Francesco Giavazzi von der Mailänder Wirtschaftsuniversität Luigi Bocconi: "Wenn eine Kaserne in Bologna versteigert wird und als Auflage die Erstellung einer Grünfläche genannt wird, dann wird sie nur schwer zu verkaufen sein."

Bei der Agenzia del Demanio heißt es nun, dass diese Auflagen teilweise aufgehoben wurden. Stefano Scalera will überhaupt die "Karten neu mischen". Zweifellos ist die Sommer-Versteigerung aber nicht die letzte im Jahr, mutmaßen Immobilienexperten in Mailand.

Da es schwierig werden dürfte, auf die Schnelle private Investoren zu finden, wird wahrscheinlich die Staatsbank Cassa Depositi e Prestiti (CDP) einspringen. Diese wird in der Regel als Auffanggesellschaft für schwierige Privatisierungen benutzt. So verfügt die CDP auch über wichtige Beteiligungen bei Staatsunternehmen und verwaltet die Postguthaben der Italiener.

Chancen stehen schlecht

Die Chancen sind gering, dass das Budgetziel im laufenden Jahr erreicht und 500 Millionen Euro durch den Verkauf von Staatsimmobilien eingenommen werden - das sind immerhin 0,5 Prozent des Bruttoinlandprodukts. Denn zumindest die Nachfrage seitens heimischer Interessenten dürfte weiterhin schwach bleiben.

Nachdem die Steuern für Immobilien in Italien in den vergangenen fünf Jahren um 140 Prozent erhöht wurden, die Preise aber gleichzeitig um 15 Prozent gesunken sind, befindet sich der einst florierende Immobilienmarkt Italiens in der Krise. Die einzige Hoffnung ruht nun auf ausländischen Käufern.

Doch das Interesse der Russen hat sich nicht nur infolge der geopolitischen Krise, sondern auch wegen der Abwertung des Rubels gegenüber dem Euro abgeschwächt. Einzig die Chinesen und vereinzelte arabische Käufer scheinen derzeit Interesse am italienischen Immobilienmarkt zu zeigen.

Kaserne und Festung zum Verkauf

Bei den fünfzehn angebotenen Immobilien handelt es sich unter anderem um ein "Casa del fascio" in Caravaggio (Provinz Bergamo). Die Exkaserne "Caserma Mameli" und Exbierbrauerei in Bologna zählt ebenso wie die ehemalige Militärkaserne Caserma Tamagni in Triora zu den Attraktionen der Versteigerung. Die im ligurischen Hinterland befindliche Tamagni-Kaserne wird zu einem Basispreis von 430.000 Euro angeboten.

Im Ausverkauf seiner Kulturgüter will Italien auch die Festung von Lerici (Provinz La Spezia) verkaufen. Die ehemalige Festung verfügt über einen einzigartigen Blick auf das Meer. Neben nichtbebauten Flächen von 50.000 Quadratmeter sind Wohnungen vorhanden. Der Basispreis: 850.000 Euro.

Auch ein Wohnhaus in Triest mit fünfzehn Wohnungen (495.000 Euro) ist zu haben sowie eine 200 Quadratmeter große Wohnung in einem Florentiner "Palazzo" und ein historisches Dominikaner-Kloster aus dem 17. Jahrhundert, das zu einem Erstpreis von 921.000 Euro angeboten wird. Das Kloster war schon bei der letzten Versteigerung im Angebot. So wie bei sämtlichen Projekten, die zur Kategorie "Valore Paese" zählen, wird auch beim Kloster eine begünstigte Finanzierung bei der Umstrukturierung in ein Fremdenverkehrsobjekt in Aussicht gestellt.

Hoffnung auf neue Arbeitsplätze

Die ehemalige Post- und Telegrafenverwaltung von Reggio Emilia (Mittelitalien) steht ebenfalls zum Verkauf. 8000 Quadratmeter Gewerbefläche bietet die Gemeinde von Chieti in der Toskana an.

Die bisherigen Besitzer der Immobilien sind der italienische Staat und staatliche Einrichtungen wie Eisenbahn, Post, Armee und Energieunternehmen. Der riesige Ausverkauf hat jedenfalls sowohl für den Mann von der Straße als auch für den Staat seine positiven Seiten: Immerhin sollen damit neue Arbeitsplätze geschaffen werden, zudem soll viel Geld in die chronisch leeren Staatskassen fließen. (Thesy Kness-Bastaroli, DER STANDARD, 26.7.2014)