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Nach einem Schlaganfall zählt jede Minute.

Foto: Horst Pfeiffer dpa/lno

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Darstellung der möglichen Ursachen für einen Schlaganfall, Anzahl der Fälle in Österreich sowie Behandlungserfolge im Vergleich (2003 vs. 2013).

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Patienten mit einem Schlaganfall erhalten eine Behandlung auf höchstem internationalem Niveau. Eine aktuelle Auswertung von Behandlungsergebnissen zeigt, dass die Lysetherapie in deutschen Stroke Units ähnlich erfolgreich ist wie in den klinischen Studien, in denen sie erprobt wurde. Diese Ergebnisse veröffentlichte die baden-württembergische "Arbeitsgemeinschaft Schlaganfall" in Kooperation mit den Universitätskliniken Heidelberg und Mannheim aktuell im "British Medical Journal".

Die Untersuchung zeigte auch: Je kürzer die Zeitspanne vom ersten Auftreten von Schlaganfallsymptomen bis zum Behandlungsbeginn (Lyse), auch "Time to Treatment" genannt, ist, desto günstiger sind die Behandlungsergebnisse für den Patienten. Für die Deutsche Schlaganfall-Gesellschaft (DSG) und die Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN) bestätigt sich durch diese Ergebnisse erneut das Konzept der zertifizierten Stroke Units.

Blutgerinnsel auflösen

Stroke Units sind spezielle neurologische Stationen, in denen eine optimale Versorgung von Patienten mit akuten Schlaganfällen und insbesondere auch die Lysetherapie erfolgen. Sie kommt jedoch nur für bestimmte Patienten in Frage, die sehr früh nach Beginn akuter Schlaganfallsymptome in die Stroke Unit eingeliefert werden. Diese erhalten dabei eine Infusion mit einem Enzym, das Blutgerinnsel in den Blutgefäßen des Gehirns auflöst.

Vorher muss jedoch durch eine Computer- oder Kernspintomographie sichergestellt werden, dass der Schlaganfall nicht Folge einer Hirnblutung ist. "In diesem Fall könnte eine Lysetherapie fatale Folgen haben", warnt Joachim Röther, Chefarzt der Neurologischen Klinik an der Asklepios Klinik Altona und Pressesprecher der Deutschen Schlaganfall-Gesellschaft (DSG). "In den klinischen Studien, die seit den 90er-Jahren den Nutzen der Lysetherapie belegt haben, gab es deshalb feste Regeln, die ein hohes Niveau sichergestellt haben. Bislang war nicht klar, ob die Behandlung unter den Bedingungen des klinischen Alltags in einer Vielzahl von Stroke Units die gleichen guten Ergebnisse erzielt", berichtet Röther.

Die deutsche "Arbeitsgemeinschaft Schlaganfall" analysierte die Behandlungsergebnisse der Jahre 2008 bis 2012. Sie konnte dabei auf die Daten der GeQiK zurückgreifen, der alle Krankenhäuser des Bundeslandes Baden-Württemberg Informationen zur stationären Behandlung von Schlaganfallpatienten mitteilen müssen. Die Angaben umfassten meist auch den Schweregrad des Schlaganfalls, den Zeitpunkt der Lysetherapie und das Behandlungsergebnis bei Entlassung aus dem Krankenhaus.

Jede Minute zählt

Bei insgesamt 12 Prozent der Patienten wurde eine Lysetherapie durchgeführt. "Das ist eine der weltweit höchsten Behandlungsraten", sagt Hacke. Jede sechste Lyse konnte innerhalb von 90 Minuten nach dem Beginn der Symptome begonnen werden. Bei diesem frühen Beginn erzielt die Lysetherapie die besten Ergebnisse. In den früheren klinischen Studien kam im Durchschnitt auf 4,5 Patienten einer, der später ohne größere bleibende Schäden aus der Klinik entlassen werden konnte, berichtet Hacke.

Allerdings treffen auch viele Patienten später in der Klinik ein. Zwei Drittel der Lysen konnten erst zwischen der 90. und 180. Minute durchgeführt werden. Die "Number needed to treat" verschlechterte sich: Nur bei durchschnittlich einem von 6,4 Patienten war das Behandlungsergebnis gut. Dieser Wert war vergleichbar mit dem in klinischen Studien.

Auch zwischen der 181. und 270. Minute ist eine Lysetherapie noch Erfolg versprechend, zeigte die Auswertung und bestätigte damit die Ergebnisse der klinischen Studien. Die "Number needed to treat" stieg jedoch auf 18 an. In klinischen Studien lag sie sogar bei 21,4. "Diese Ergebnisse zeigen, dass wir weiterhin Aufklärungsarbeit in der Bevölkerung betreiben müssen", sagt Hacke. "Bei einem Schlaganfall zählt jede Minute!" (red, derStandard.at, 13.8.2014)