Generell gilt: Auch die beste Ausrüstung kann den eigenen Kopf nicht ersetzen.

Foto: Bergrettung Salzburg

Salzburg - Pit Schubert, ehemaliger Leiter des Sicherheitskreises beim Deutschen Alpenverein, hat es in seinen Vorträgen immer gerne so formuliert: "Es gibt keinen Blitz aus heiterem Himmel." So fasste der "Sicherheitspapst" des Alpenvereins die Aufforderung zusammen, dass man sich vor Tourbeginn ausführlichst mit dem Wetterbericht auseinandersetzen soll.

Wer heute mit Bergrettern oder Profialpinisten über Alpinunfälle und deren Ursachen spricht, bekommt immer wieder zu hören, die Ausrüstung sei inzwischen weniger das Problem, es mangle aber vielfach an der Tourenplanung. Die Ausrüstung ersetzt nicht den Kopf, sagt die Sprecherin der Salzburger Bergrettung, Maria Riedler.

Im Wesentlichen gibt es zur Tourenplanung vier Parameter:

  • Selbsteinschätzung: Vor allem Gelegenheitswanderer und -bergsteiger setzen sich konditionell oft zu ehrgeizige Ziele. Die Folge: Der plötzliche Herztod, also der Infarkt, ist die zweithäufigste Todesursache beim Bergwandern. "Vermeide Zeitdruck und wähle das Tempo so, dass niemand in der Gruppe außer Atem kommt", heißt es dazu in Empfehlungen des Österreichischen Alpenvereins zum Bergwandern. Wer nach dem Aufstieg keine Reserven für den Abstieg mehr hat, für den erhöht sich das Unfallrisiko enorm. "Der Weg nach unten ist motorisch wesentlich anspruchsvoller, durch den Tiefblick kommt auch noch eine psychologische Komponente hinzu", warnt Michael Larcher, Leiter der Abteilung Bergsport beim ÖAV. Stolpern und Ausrutscher sind die Folge. Immerhin ist mehr als die Hälfte aller tödlichen Wanderunfälle auf Stürze zurückzuführen. Trittsicherheit sei der Schlüssel, sagt Larcher.
  • Wetterbericht: Regen, Wind und Kälte erhöhen das Unfallrisiko, aber auch große Hitze kann zu konditionellen Problemen und Konzentrationsschwächen führen. Gewitter sind auf dem Berg um eine Vielfaches bedrohlicher als in der Stadt. Gerade in der Gewittersaison sollte die Tour so geplant werden, dass zu Mittag bereits zwei Drittel des Weges absolviert sind.
  • Objektive Faktoren: Schon vor Tourenbeginn kann man sich anhand von Karten, Literatur, Internet oder lokalen Experten (Hüttenwirte!) über die Verhältnisse informieren. Steile Altschneefelder gehören zu den häufig unterschätzten Gefahrenquellen für Bergunfälle.
  • Ausrüstung: Auch wenn die sprichwörtlichen Halbschuhtouristen nur mehr selten in den Bergen anzutreffen sind und Goretex-Jacken, Schuhe mit Profilsohle und Funktionswäsche längst bis in Tallagen allgegenwärtig sind, gibt es im Ausrüstungsbereich immer noch Defizite.

Ein Handy gehört auf jeden Fall in den Rucksack, wer viel in den Bergen unterwegs ist, dem empfehlen die Alpinprofis allerdings ein Satellitengerät. Auch ein Erste-Hilfe-Paket und ein Biwaksack sowie eine Stirnlampe sollten Wanderer grundsätzlich dabeihaben.

Der wichtigste Ausrüstungsgegenstand bleibt "der eigene Kopf, um Gefahren zu erkennen und auch umzukehren", sagt Riedler. Dass Umdrehen keine Schande ist, weiß auch der Volksmund: "Nur ein alter Bergsteiger ist ein guter Bergsteiger." (neu, DER STANDARD, 12.8.2014)