Bild nicht mehr verfügbar.

Was als Rechenspielerei während der Schulzeit begann, führte Maryam Mirzakhani nun an die Weltspitze der Mathematik.

Foto: APA/EPA

Es ist die pure Freude an der Mathematik, die Maryam Mirzakhani antreibt - und die sie schließlich an die Spitze ihrer Disziplin gebracht hat: Seit Mittwoch ist die Iranerin die erste Frau in der 78-jährigen Geschichte der Fields-Medaille, die mit diesem "Nobelpreis der Mathematik" ausgezeichnet wurde. Der Preis gilt als einer der renommiertesten auf dem Gebiet der Mathematik und wird von der Internationalen Mathematischen Union (IMU) alle vier Jahre an zwei bis vier Wissenschafter unter 40 Jahren vergeben.

Was das Exekutivkomitee der ICM beeindruckte, war die Fantasie, mit der Mirzakhani an ihr Spezialgebiet herangeht. Der 37-Jährigen haben es Fragen der Geometrie angetan, es geht in ihrer Arbeit um hyperbolische Objekte und Symmetrien von gekrümmten Oberflächen - um einen Bereich, der zwar als „pure Mathematik“ gilt, aber wichtige Impulse für die Physik im Allgemeinen und die Quantenfeldtheorie im Besonderen liefert.

Überhaupt zieht sich die Kreativität durch ihre gesamte Karriere als Mathematikerin: "Was Maryam so besonders macht und sie von anderen unterscheidet, ist die Originalität, mit der sie eigentlich völlig unterschiedliche Bereiche in der Mathematik zusammenbringt", verrät Steven Kerckhoff, Kollege der Ausnahme-Mathematikerin in Stanford.

Eigentlich hatte Mirzakhani als junges Mädchen andere Pläne für ihr Leben. Geboren 1977 in Teheran, träumte sie zunächst davon, Schriftstellerin zu werden. Das änderte sich, als sie bereits in der Schulzeit ihre Vorliebe für mathematische Probleme entdeckte.

Es begann als Rechenspielerei und sollte sie nie mehr loslassen: "Es macht einfach Spaß - es ist, als würde man Punkt für Punkt einen Kriminalfall lösen", erinnert sich Mirzakhani. "Ich fühlte, dass das etwas war, was ich wirklich konnte, und dass ich diesen Weg auch fortsetzen wollte."

Aufmerksamkeit in der Mathematikerszene erlangte Mirzakhani bereits als Teenager. 1994 und 1995 gewann sie bei der Internationalen Mathematik-Olympiade jeweils die Goldmedaille. Nach ihrem Bachelor-Abschluss an der Sharif University of Technology 1999 in Teheran absolvierte sie an der Harvard University in Cambridge ihr Doktoratsstudium. Nach einem vierjährigen Zwischenspiel an der Princeton University erhielt sie schließlich eine Professur an der Stanford University, wo sie heute mit ihrem Mann und ihrer dreijährigen Tochter lebt. (Thomas Bergmayr, DER STANDARD, 14.08.2014)