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Bhumibol Adulyadej auf einer Aufnahme aus dem Jahr 2012.

Foto: AP Photo/Wason Wanichakorn, File

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Kronprinz Vajiralongkorn und seine Schwester Prinzessin Sirindhorn.

Foto: AP Photo/Michel Kooren

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Ein Bild vom 86. Geburtstag Bhumibols aus dem Jahr 2013. In der Bildmitte die damalige Premierministerin Yingluck Shinawatra.

Foto: EPA/UDO WEITZ

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Glückwünsche aus der Bevölkerung zum Geburtstag des Königs. Hier auf einem Archivbild.

Foto: REUTERS/Athit Perawogmetha

"Candlelight Blues". Musik laut Beschreibung von König Bhumibol Adulyadej.

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Er lebe hoch: das Königspaar in jungen Jahren.

Foto: REUTERS/Dylan Martinez

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König Bhumibol im Oktober 2012 im Siriraj-Krankenhaus in Bangkok.

Foto: EPA/STR

Majestätsbeleidigung wird kaum irgendwo so schwer bestraft wie in Thailand. Im Dezember 2012 wurde ein junger Mann zu vier Jahren Gefängnis verurteilt, weil er es wagte, in einem Forenbeitrag den schlechten Gesundheitszustand von König Bhumibol Adulyadej anzusprechen. Die Thais sorgten sich damals schon länger um Bhumibol. Ab 2009 regierte der 1927 Geborene nach einer Lungenentzündung vier Jahre lang dauerhaft aus dem Siriraj-Krankenhaus in Bangkok. Aber auch seit er im August 2013 entlassen wurde, hat sich sein Gesundheitszustand nicht maßgeblich gebessert. Spitalsaufenthalte waren immer wieder nötig. Am Donnerstag ist Bhumibol 88-jährig im Krankenhaus gestorben. Die Militärregierung hat eine einjährige Staatstrauer angeordnet.

Furcht und Ehrfurcht

Bhumibol, der seit 1946 das Amt des Monarchen ausfüllte, ist schwer zu fassen. Gehorsam und Kritiklosigkeit, die er von seinen Untertanen verlangte, taten seiner Beliebtheit keinen Abbruch. Seine Geburtstagsfeiern waren riesige und farbenfrohe Volksfeste. Gab es rund um diesen Termin Proteste gegen die aktuelle Regierung – was in Thailand in den vergangenen Jahrzehnten relativ häufig vorkam –, wurden die politischen Differenzen für einen Tag zur Seite gelegt, um dem König Respekt zu zollen. Beinahe jeden thailändischen Haushalt schmückt ein Porträt Bhumibols, er wurde zu Lebzeiten wie ein Halbgott verehrt.

Auf dem Papier hatte Bhumibol vorwiegend repräsentative Aufgaben – das Militär hatte die absolute Monarchie 1932 abgeschafft. Der tatsächliche Einfluss des Königs auf die Politik ist schwer zu bemessen, aufgrund der Mixtur aus strengen Gesetzen gegen Majestätsbeleidigung und seiner hohen Beliebtheit blieb viel von seinem Macht- und Einflusspotenzial aber außerhalb der öffentlichen Diskussion und war nur für den inneren Machtzirkel einsehbar.

Ausbildung in der Schweiz

Auf den Thron gestolpert war Bhumibol eher durch einen Zufall. Geboren in Cambridge, Massachusetts, wo der Vater Medizin an der Harvard-Universität studiert hatte, kam er erst 1928 mit der Familie nach Thailand. Als der Vater dort nur ein Jahr später an einem Nierenversagen starb, reiste die Mutter mit Bhumibol und den beiden älteren Geschwistern weiter in die Schweiz, wo die Kinder eine Privatschule besuchten.

Plötzlich König

Als 1935 der kinderlose Onkel Prajadhipok abdankte, war Bhumibols damals neunjähriger Bruder Ananda der rechtmäßige Thronfolger. Die Familie blieb allerdings in der Schweiz und ließ sich von sogenannten Regentschaftsräten vertreten. Vor der Rückkehr nach Thailand sollte der junge Regent seine Ausbildung abschließen. Während sich sein Bruder auf ein Leben als Staatsoberhaupt vorbereitete, begann Bhumibol ein naturwissenschaftliches Studium, begeisterte sich für Fotografie und Jazz und lernte Saxofon. Doch dann kam alles anders.

Am 9. Juni 1946 wurde Ananda erschossen in seinem Zimmer gefunden. Die Umstände wurden nie restlos geklärt, es wird zwischen Mord, Selbstmord und einem Unfall hin und her spekuliert. Offiziell wurden zwei Palastwächter wegen Königsmordes verurteilt und hingerichtet.

Nun war es an Bhumibol, den Thron zu übernehmen. Er fügte sich seinem Schicksal, änderte sein Studium zu Politikwissenschaft und Jus und heiratete Sirikit Kitiyakara, die Tochter des thailändischen Botschafters in Frankreich. Die ersten vier Jahre seiner Regentschaft verbrachte er noch mit seiner Ausbildung in der Schweiz, die Regierungsgeschäfte führte einstweilen ein Fürst als interimistischer Regent. Bevor er als Monarch nach Thailand zurückkehrte, hatte Bhumibol 1948 am Genfer See einen Autounfall, seither lebte er mit einem Glasauge und einer gelähmten Gesichtshälfte.

Jetset und Machtausbau

Am 5. Mai 1950 fand die Krönungszeremonie in Bangkok statt. Die ersten Jahre seiner Regentschaft jetteten Bhumibol und seine Frau Sirikit durch die europäischen und nordamerikanischen Großstädte. Die Rolle, die sie in Thailand spielten, war überwiegend repräsentativ. Das sollte sich ab 1957 ändern, als Feldmarschall Sarit Thanarat, der eher royalistisch eingestellt war, die Macht übernahm. Bhumibol trat nicht gegen ihn auf und im Gegenzug gewährte der Feldmarschall dem Königshaus mehr Einfluss. Während des Vietnamkrieges positionierte Bhumibol sich als zuverlässiger Verbündeter der USA.

Bisher gibt es lediglich eine unautorisierte Biografie von Bhumibol. Autor des 2006 erschienenen "Der König lacht nie" ist Paul Handley. Der US-Journalist demontierte einen der Mythen, die Bhumibol seit dem Beginn seiner Herrschaft umgeben. Und zwar: Der König würde sich nie in die Politik des Landes einmischen und, wenn, nur auf der Seite der Guten. Der diesbezüglich schwerwiegendste Vorwurf lautete, dass der König Mitte der 1970er-Jahre den Aufstieg rechter Bürgerwehren stillschweigend hingenommen hat. Diese waren später gemeinsam mit der Armee für die Niederschlagung friedlicher Studentendemonstrationen verantwortlich.

"Netzwerk-Monarchie" und Einfluss

Im Lauf seiner Herrschaft entwickelte Bhumibol eine "Netzwerk-Monarchie", ein Begriff, den der britischen Wissenschafter Duncan McCargo einführte, um ein ausgeklügeltes Patronanzssystem zu beschreiben.

Einer der maßgeblichen Erfolge seiner Regentschaft war, als er sich als Versöhner 1992 zwischen den politischen Fronten positionieren konnte. Als Demonstranten gegen die Regierung vom Militär erschossen wurden, bestellte Bhumibol den Premier und dessen Kontrahenten in den Palast. Er konnte ihnen die Zusage abringen, einen Kompromiss auszuhandeln und so weiteres Blutvergießen zu verhindern.

Der Kronprinz und die Prophezeiung

Nachfolger Bhumibols wird sein Sohn, Kronprinz Vajiralongkorn – auch wenn Premier Prayut Chan-Ocha am Donnerstag mit einer offiziellen Verlautbarung noch "auf die rechte Zeit" warten wollte. Viel beliebter in der Bevölkerung ist allerdings Prinzessin Sirindhorn, die zuvor schon viele der Aufgaben des Königs übernommen hatte. Die 1955 Geborene reist durch das Land, trifft die Bevölkerung und ist meist in den Abendnachrichten beim Händeschütteln zu sehen. Der Kronprinz hingegen gilt als steif und unzuverlässig. Trotzdem erscheint ein Abgehen von der männlichen Erbfolge nicht als sehr wahrscheinlich. Viele Thais glauben auch an eine alte Prophezeiung, wonach die Dynastie nur neun Generationen lang halten würde. Bhumibol war der neunte Chakri-König – der zehnte wird der Vorhersage zufolge ein Desaster. (Michaela Kampl, 13.10.2016)