Megalodon ernährte sich bevorzugt von Walen. Von seinem Verschwinden vor 2,6 Millionen Jahren profitierten vor allem die Bartenwale.

Foto: Karen Carr

Zürich - Carcharocles megalodon ist in den vergangenen Jahren zum regelrechten Superstar unter den ausgestorbenen Spitzenprädatoren aufgestiegen - auch Wissenschafter beschäftigen sich immer wieder gerne mit dem riesenhaften Verwandten des Weißen Hais (ganz abgesehen von diversen Pseudodokumentationen, die mit schöner Regelmäßigkeit "Beweise" präsentieren, dass Megalodon bis heute überlebt hat). So haben etwa zwei britische Wissenschafter vor zwei Jahren errechnet, dass der größte Hai, der je auf der Erde gelebt hat, auch den allerkräftigsten Biss aller Zeiten und Tiere hatte: Der Meeresriese von bis zu 18 Metern Länge schnappte mit einer Kraft zu, die 10,8 bis 18,2 Tonnen entspricht.

Kein Erfolgsmodell

Evolutionär besonders erfolgreich war Megalodon vermutlich trotzdem nicht. Im Vergleich zu vielen anderen Haiarten, die sich teilweise über 50 Millionen Jahre hinweg kaum verändert haben, existierte Megalodon vom Mittleren Miozän bis zum Pliozän, also höchstens 14 Millionen Jahre. Die Paläontologin Catalina Pimiento von der University of Florida fand im Vorjahr Hinweise für die Gründe des vergleichsweise geringen Erfolgs dieser Giganten: Die Forscher stellten fest, dass die Art im Laufe der Zeit aufgrund bisher noch unbekannter Ursachen durchschnittlich immer größer wurde, bis sie ein Ausmaß erreichte, die aus evolutionärer Sicht mehr Nachteile als Vorteile bot, was schließlich zu seinem Aussterben maßgeblich beitrug.

Wann Megalodon genau von der Bildfläche verschwand, das haben nun ein Zürcher Forscher und eine US-Kollegin auf der Grundlage aktueller Fossilienanalysen bestimmt: Vor rund 2,6 Millionen Jahren starb der Schrecken der Meere aus, was sich auch auf die Entwicklung der damaligen Wale, seiner bevorzugten Beute, auswirkte.

Wegen ihres Knorpelskeletts erhalten sich Haifossilien schlecht - bis auf die Zähne, die beim Megalodon bis zu 16 Zentimeter groß waren. Trotz ihrer Popularität sei ansonsten vergleichsweise wenig über ihr Aussterben bekannt, schreiben Christopher Clements von der Universität Zürich und Catalina Pimiento von der Universität Florida im Fachjournal "PLOS One". Die beiden Forscher haben daher die neuesten Daten aus der Fachliteratur sowie Fossilien in wissenschaftlichen Sammlungen neu analysiert. Mit einer mathematischen Modellierungsmethode haben sie die Zeit abgeschätzt, als Megalodon ausstarb.

Bartenwale profitierten vom Aussterben des Megalodon

Dabei zeigte sich, dass zeitgleich mit seinem Aussterben die großen Bartenwale, die mit Reusen aus Horn das Meerwasser filtrieren und heute die größten Tiere auf der Erde sind, ihre heutige Form und enorme Größe entwickeln konnten. "Unsere Schätzung des Aussterbens von Megalodon gibt einen Hinweis darauf, was es bedeutet, einen Topräuber aus einem Ökosystem zu entfernen", schreiben die Autoren.

Dies liefere eine historische Perspektive für den Schutz heutiger Ökosysteme. Der Befund widerlegt außerdem auch den immer wieder geäußerten Mythos, dass der Megalodon noch am Leben sein könnte, wie es unlängst eine Dokumentation eines US-Fernsehsenders nahelegte. Die filmischen "Beweise" stellten sich später als gefälscht heraus. (APA/red, derStandard.at, 1.11.2014)