Vor 22 Jahren wurde an der MedUni Wien das weltweit einzigartige Toxoplasmose-Register etabliert, in dem österreichweit alle schwangere Frauen mit akuter Toxoplasma-Infektion und Kinder mit im Mutterleib "erworbener" Infektion erfasst werden. Mit Hilfe dieses Screenings und damit einher gehenden Präventionsmaßnahmen konnten die Fälle von angeborener Toxoplasma-Infektion seither deutlich gesenkt werden, wie eine neue Studie zeigt.

Gut verträglich und wirksam

Während es früher bei 78 von 10.000 Lebendgeburten eine Infektion gab, ist heute nur noch eines von 10.000 Neugeborenen betroffen. "Auch die Effizienz des österreichischen Therapieschemas konnte belegt werden", sagt Studienleiterin Andrea-Romana Prusa. Die antiparasitäre Therapie für Schwangere und Kinder sei gut verträglich.

Durch die Therapie für das Kind ist das Auftreten der klassischen Trias von Netzhautentzündung, Hirnverkalkungen und Wasserkopf eine Rarität geworden. Zudem handelt es sich um eine kostengünstige Präventionsstrategie. Ein weiterer positiver Faktor des Registers ist der umfassende Überblick über alle Infektionen in der Schwangerschaft und das Outcome der Kinder seit 1992. "Schwere Fälle von Toxoplasmose sind in Österreich mittlerweile Einzelfälle", sagt Prusa.

Parasit als Überträger

Bei Frauen, die einmal eine Toxoplasma-Infektion hatten, bilden sich Antikörper im Blut. Daher sind sie gegen eine Ansteckung praktisch immun und auch der Fötus geschützt. Eine erstmalige Erkrankung der Mutter in einer Schwangerschaft kann aber zu erheblichen Schädigungen des ungeborenen Kindes führen – bis hin zur Fehlgeburt. Jedes vierte infizierte Kind hat eine geistige und/oder körperliche Beeinträchtigung.

Der Erreger der Toxoplasmose ist ein einzelliger Parasit (Toxoplasma gondii), der weltweit verbreitet ist und viele Wirbeltiere und auch den Menschen befallen kann. So genannte Endwirte des Parasiten sind Hauskatzen – die Eier des Parasiten werden mit dem Katzenkot ausgeschieden. Über die Erde gelangen die Eier auch auf Nutztiere, wo sie unter anderem in der Muskulatur Gewebezysten bilden. Menschen können sich entweder durch Oozysten im Katzenkot und damit verschmutzter Erde oder durch Zysten in rohem oder halbrohem Fleisch infizieren.

Oft nicht erkannt

Ein gesunder Erwachsener bemerkt die Infektion normalerweise nicht. In seltenen Fällen kommt es zu Lymphknotenschwellungen, Gelenks- und Muskelschmerzen, aber auch zu grippeähnlichen Beschwerden. Bei Menschen mit einer Schwächung des Immunsystems kann die Infektion allerdings zu lebensbedrohlichen Krankheitsbildern führen.

Die Diagnose erfolgt über eine Blutabnahme. In Österreich wird jede schwangere Frau im Rahmen des Mutter-Kind-Passes auf eine Toxoplasma-Infektion hin untersucht. Die Erstuntersuchung erfolgt optimaler Weise vor der 9. Schwangerschaftswoche. Nicht-infizierte Frauen sollen regelmäßig in der Schwangerschaft getestet werden. (red, derStandard.at, 10.11.2014)