Der Westliche Fettschwanzmaki (Cheirogaleus medius) hat gerne seine Familie um sich. Während des Winterschlafes ist er aber lieber alleine.

Foto: UHH/Dausmann

Nicht nur Säugetiere in unseren Breiten entkommen den Unannehmlichkeiten der kalten Jahreszeit durch Winterschlaf, auch manche Bewohner des Südens halten eine vergleichbare Ruhephase ein. So etwa der Westliche Fettschwanzmaki (Cheirogaleus medius), ein kleiner madagassische Primat, der zusammen mit dem Nachwuchs in lebenslangen Partnerschaften lebt. Obwohl in den Tropen zuhause, halten Fettschwanzmakis mehr als ein halbes Jahr lang eine Art von Winterschlaf, wenn Wasser und Nahrung knapp werden und die Temperaturen vergleichsweise niedrig sind.

Während dieser sieben Monate bevorzugen die Tiere allerdings eine "Single"-Baumhöhle gegenüber dem Familien-Winterschlaf. Warum das so ist, zeigten aktuelle Untersuchungen von Forschern von der Universität Hamburg. Der Vergleich von Körpertemperatur, Energieverbrauch und Schlafrhythmus von Einzelschläfer und vereinzelt vorkommenden Gruppenschläfern zeigten, dass im Unterschied zu heimischen Winterschläfern, energetische Vorteile der Gruppenvariante keine Rolle spielen.

Das Sample

Die Forscher unter Kathrin Dausmann haben für ihre Untersuchung 53 ausgewachsene Westliche Fettschwanzmakis während der Sommermonate von Dezember bis April in einem Trockenwald im Westen Madagaskars für die weitere Identifizierung gechipt und mit einem Halsband-Sender versehen. Dieser dient einerseits der Ortung der Tiere, andererseits der Übermittlung der Hauttemperatur. Den Winterschlaf von April bis Oktober verbrachten die Makis in ihren Baumhöhlen, wobei einige der Behausungen mit speziellen Geräten präpariert wurden, um den Energieverbrauch zu bestimmen.

Die Tiere sind in den Wintermonaten täglichen Temperaturschwankungen von zehn Grad in der Nacht bis zu 35 Grad Celsius am Mittag ausgesetzt, wobei sich die Körpertemperatur der untersuchten Lemuren-Art der Umgebungstemperatur anpasst (passive Thermoregulation). Zudem herrscht eine extreme Trockenheit. Indem die Fettschwanzmakis ihren Stoffwechsel auf ein Minimum heruntergefahren, sparen sie Energie und vor allem Wasser. Unterbrochen wird dieser Zustand immer wieder von kurzen Wachphasen, in denen sie – wie ihr Name sagt – von den Fettreserven zehren, die in ihrem Schwanz eingelagert sind.

Murmeltiere schlafen gern gemeinsam

Dausmann und ihr Team untersuchten mit ihrem Projekt die These, dass sich das Zusammenleben von Individuen evolutionär erst durch die Vorteile beim gemeinsamen Winterschlaf entwickelt habe, wie beispielsweise beim Alpenmurmeltier. Durch das gegenseitige Wärmen in Gruppen sei der Energieverbrauch während der Wachphasen, in denen der Stoffwechsel 'hochgefahren' werden muss, geringer. Für die Westlichen Fettschwanzmakis scheint das – trotz ihrer Geselligkeit in den Sommermonaten – nicht zu gelten. 90 Prozent der Tiere machten alleine Winterschlaf, fünf Prozent in Paaren und weitere fünf Prozent in größeren Gruppen. Zwischen den einzeln schlafenden Individuen und den Paaren stellten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zudem keine signifikanten Unterschiede in der Schwankung der Körpertemperatur sowie dem Energieverbrauch fest.

In größeren Gruppen mit drei oder mehr Individuen schien der gemeinsame Winterschlaf sogar eher problematisch zu sein, da einzelne Tiere in den Wachphasen die Körpertemperatur der anderen Baumhöhlenbewohner passiv mit erhöhten. Dies veränderte unfreiwillig deren Energiehaushalt und -verbrauch. "Das Überwintern in Gruppen scheint daher für den Westlichen Fettschwanzmaki keinen energetischen Vorteil zu bringen", fasst Prof. Dausmann die Ergebnisse zusammen. Zudem seien die Tiere allein eher vor Fressfeinden geschützt.

Sozialer gemeinsamer Schlaf

Kommt es doch zu einem gemeinsamen Winterschlaf, hat das laut Dausmann eher soziale Faktoren: "Die Tiere, die im Laufe der Untersuchung aus dem solitären Winterschlaf zu einem anderen Individuum gewechselt sind, waren ausschließlich Männchen, die sich weiblichen Tieren angeschlossen haben. Sehr wahrscheinlich, um in der Paarungszeit direkt nach dem Winterschlaf in ihrer Nähe zu sein." (red, derStandard.at, 24.11.2014)