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Jeder fünfte Mann leidet unter vorzeitiger Ejakulation – doch das ist kein Grund, die Flinte ins Korn zu werfen.

Foto: apa/SZENE SALZBURG/IDEENWERK

Studien zufolge kommt jeder fünfte Mann zu früh. In Umfragen gaben sogar 29 Prozent der Befragten an, dass sie selbst oder der eigene Partner von vorzeitigem Samenerguss betroffen sind. Doch weniger als zehn Prozent der Betroffenen holen sich Hilfe. Trotz starken Leidensdrucks ist es ihnen peinlich, über dieses Thema zu sprechen.

"Es gibt Studien, die belegen, dass betroffene Männer sich gesellschaftlich zurückziehen, da sie verunsichert sind und sich in ihrer Männlichkeit geschwächt sehen", sagt Germar-Michael Pinggera, Urologe an der Med-Uni Innsbruck.

Erschwerend kommt hinzu, dass viele Männer grundsätzlich Ärztemuffel sind. So gehen beispielsweise die Männer in der Altersgruppe 30 bis 35 halb so oft zum Arzt wie gleichaltrige Frauen. Eine andere Untersuchung zeigte, dass Männer, deren Männlichkeitsideal eher dem Machotyp entspricht, halb so oft zum Arzt gehen wie Männer, die sich an einer moderateren Form der Maskulinität orientieren. Fest steht: Man kann vorzeitigen Samenerguss behandeln.

Zusammenhang mit Serotonin

Nicht selten besteht das Problem schon lange, wird möglicherweise sogar vererbt. Die Mehrheit der Betroffenen kommt seit ihrer ersten sexuellen Erfahrung zu früh, unabhängig von Situation oder Partnerin. Die sogenannte lebenslange Form der Ejaculatio praecox wird von Wissenschaftlern immer öfter mit einem veränderten Serotoninhaushalt in Verbindung gebracht, der teilweise genetisch bedingt ist, wie mehrere Studien zeigen.

Serotonin erfüllt für die Steuerung der Ejakulation eine wichtige Funktion: Es wirkt sich hemmend auf den Zeitpunkt des Samenergusses aus. "Bei der erworbenen Form, die erst im Laufe des Lebens auftritt, können auch andere urologische Erkrankungen wie zum Beispiel eine Prostatitis der Auslöser sein", sagt Pinggera.

Vorgeschichte klären

Beim Hausarzt, Urologen, Sexualtherapeuten oder -mediziner findet eine präzise Erfassung der medizinischen Vorgeschichte des Patienten statt. Der professionelle Rahmen nimmt vielen Männern den Schrecken vor ihrem Problem und der Untersuchung: Betroffene werden ernst genommen, und eine Diagnose kann meist allein durch ein Gespräch gestellt werden.

"Wichtig ist es zu klären, wie lange der Zeitraum bis zur Ejakulation dauert, ob der Betroffene ausreichend Kontrolle über den Orgasmus hat, seit wann der vorzeitige Samenerguss die Sexualität beeinflusst, oder ob er nur partner- oder situationsabhängig auftritt", sagt Florian Wimpissinger, Facharzt für Urologie in Wien. Der Arzt berät auch hinsichtlich der Behandlungsmöglichkeiten: Neben sexual- und paartherapeutischen Methoden gibt es auch die Möglichkeit einer medikamentösen Therapie.

Um Männern die Wahl des passenden Spezialisten zu erleichtern, findet sich auf späterkommen.at eine Arztsuche. Die Seite informiert auch über die Ursachen des vorzeitigen Samenergusses und bietet Männern einen Selbsttest an. Im Vordergrund steht die Aussage: Man kann etwas dagegen tun. (fbay, derStandard.at, 12.12.2014)