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Wolfgang Baumjohann ist Wissenschafter des Jahres.

Foto: APA/Scheriau

Wenn Wolfgang Baumjohann hochkomplexe Wissenschaft erklärt, dann greift er ganz gern zu blumigen Vergleichen. Da wird der Kometenstaub auf 67P/ Tschurjumow-Gerassimenko, besser bekannt als "Tschuri", mit dem Staub unter der Couch verglichen. Da wird ein Flug zum Kometen zur "Königsklasse" der Satellitenmissionen.

Baumjohann, Leiter des Grazer Instituts für Weltraumforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, wurde aus gutem Grund vom Klub der Bildungs- und Wissenschaftsjournalisten zum Wissenschafter des Jahres gewählt. Wird die Auszeichnung doch an Wissenschafter vergeben, die ihre Arbeit für eine breite Öffentlichkeit verständlich vermitteln können. Dafür ist Baumjohann seit vielen Jahren ein für österreichische Verhältnisse leuchtendes Beispiel, nicht erst, seit die spektakuläre Rosetta-Mission zum Kometen "Tschuri", an der sein Grazer Institut maßgeblich beteiligt ist, in ihre entscheidende Phase kam.

Das Interesse für diese Themen war selbst im wissenschaftsfeindlichen Österreich stets sehr groß, weil in der Weltraumforschung, wie Baumjohann sagt, "der menschliche Entdeckergeist dazukommt". Weltraumforscher hätten es in der Öffentlichkeit immer schon leichter als andere Wissenschafter gehabt.

Baumjohann, Jahrgang 1950, ist zur Physik dank eines "guten Lehrers" gekommen und wegen eines darauffolgenden "schlechten Lehrers" nicht von ihr vertrieben worden. Er hat dann in Münster Geophysik studiert und gilt nun als Experte für Weltraumplasmaphysik.

Was das genau ist? "Wir schauen uns die Zusammensetzung der Materie im Weltraum an und fliegen mit dem Satelliten hin."

Der leidenschaftliche Wanderer und Bergsteiger war lange am Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik in Garching bei München. 2001 wechselte er schließlich nach Graz ans Akademie-Institut. Seit 2004 ist er dessen Leiter. Baumjohann, verheiratet mit der Weltraumplasmaphysikerin Rumi Nakamura, gelang es, das Institut innerhalb der internationalen wissenschaftlichen Community zu etablieren. Beteiligungen an großen Satellitenmissionen der US-amerikanischen Weltraumbehörde Nasa und der europäischen Weltraumagentur Esa stehen auch nach dem Ende der Rosetta-Mission in diesem Jahr auf dem Programm. Schon im nächsten Jahr wird BepiColombo starten. Dann geht die Reise zum Merkur. (Peter Illetschko, DER STANDARD, 8.1.2015)