Zeig mir deine Nägel, und ich sage dir , wie gesund du bist. Mitunter sind Putzmittel für brüchige Nägel verantwortlich.

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Die Fingernägel bröseln und zersplittern, den vorderen Nagelrand gibt es nicht mehr: Dermatologen sind häufig mit solchen Problemen konfrontiert. Zehn von 100 Patienten in einer dermatologischen Praxis klagen über Flecken, Rillen oder andere Veränderungen an ihren Nägeln.

Dahinter können Dutzende von Ursachen stecken, denen Ärzte oft nur mit detektivischem Spürsinn auf die Spur kommen. Einige Deformationen wie etwa der Tennisschläger-Nagel entsteht durch Vererbung: Der obere Teil des Daumens wächst im Jugendalter nicht mehr in die Länge, sondern nur noch in die Breite, der Nagel bleibt kurz und breit. "Das sieht eigenartig aus, ist aber nicht weiter schlimm", sagt Eckart Haneke, Dermatologe im deutschen Freiburg und einer der erfahrensten Nagelexperten im deutschsprachigen Raum.

Putzmittel & Nagellack

Viel öfter werden die Nägel durch Einflüsse von außen geschädigt – am häufigsten durch Pilzinfektionen. Oft ist auch unser tägliches Leben schuld an Nagelveränderungen: Durch ständigen Kontakt mit Wasser und Reinigungsmitteln werden die Nägel brüchig, dünn oder lösen sich ab.

Rot lackierte Nägel sehen zwar hübsch aus, aber regelmäßiger Lack kann die Nägel orangerot verfärben. Schwarzbraun werden sie, wenn man sich die Zehen heftig stößt oder mit dem Hammer daneben schlägt. Bei Sportkletterern, die oft zu enge und zu kleine Schuhe tragen, können Zehennägel einwachsen oder sich zu Krallennägeln verformen.

Manchmal sind Flecken, Rillen oder Dellen ein Zeichen für eine Krankheit des Blutes, der inneren Organe oder für eine Stoffwechselstörung – mitunter sogar der erste Hinweis, dass im Körper etwas nicht stimmt."Das Problem ist, dass verschiedene Krankheiten ähnliche Veränderungen hervorrufen können", sagt Haneke.

"Farbveränderungen sollte man auf alle Fälle einem Hautarzt zeigen, wenn sie länger als drei Monate bestehen", sagt Severin Läuchli, Dermatologee am Unispital Zürich, "vor allem wenn sich die Haut um den Nagel mitverfärbt hat oder der Nagel zerstört ist." Auch wenn etwas auf oder unter dem Nagel wachse, sich der Nagel ablöse oder krümelig werde, ist eine Abklärung wichtig.

Versteckte Pilzinfektion

Um die Diagnose zu stellen, braucht der Arzt ein gutes Auge und viel Erfahrung. "Mit Lupen und speziellen Mikroskopen finde ich in den meisten Fällen die Ursache", erzählt Haneke. Um eine Pilzinfektion nachzuweisen, kratzt er etwas Gewebe ab und untersucht es. Manchmal muss er ein Stückchen Gewebe aus dem Nagel entnehmen. Selten sind weitere Untersuchungen wie Blutentnahme, Röntgen, Magnetresonanz- oder Computertomografie notwendig.

Bei eingewachsenen Zehennägeln hilft meist nur eine Operation. "Wir können inzwischen aber viel schonender operieren als früher", sagt Läuchli. "Statt einen Hautkeil zu entfernen, veröden wir die Ecke der Nagelwurzel mit Phenol."

Die Therapie von Pilzinfektionen ist oft mühselig. "Man muss mehrere Monate Tabletten nehmen", sagt Läuchli. "Salben oder Cremes helfen nicht." Manche Veränderungen verschwinden von selbst, wenn man die Nägel in Ruhe lässt, so wie weiße Flecken, die durch zu heftiges Zurückschieben des Nagelhäutchens entstanden sind.

Schwer behandelbar

Lässt man manche aber nicht rechtzeitig behandeln, kann dies unangenehme Folgen haben: "In harmlosen Fällen wie Infektionen oder Schuppenflechte kann der Nagel dauerhaft zerstört werden", so Läuchli.

Leider hilft auch eine rechtzeitige Behandlung nicht immer. So bleiben Nägel krumm oder verformt, wenn durch eine Verletzung die Wachstumszone geschädigt wurde. Außerdem können Nägel immer wieder infiziert werden oder erneut einwachsen. Besser ist daher vorzubeugen. "Im Schwimmbad immer Badeschlappen tragen und die Füße gründlich abtrocknen", rät Haneke.

Damit Zehennägel nicht einwachsen, sollte man sie immer gerade statt rund schneiden und nicht zu enge Schuhe tragen. Von künstlichen Nägeln rät der Nagelexperte ab. (Felicitas Witte, derStandard.at, 21.1.2015)