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Ghassem Soleimani ist nicht mehr nur ein mächtiger General, sondern auch ein iranisches Kommunikationsmittel.

Foto: AP Photo/Office of the Iranian Supreme Leader

Man könnte ihn als eine martialische Variante von Rossinis Figaro bezeichnen: Soleimani hier, Soleimani da ... Früher als "Schattenkommandant" bezeichnet, ist der Chef der Al-Quds-Brigaden, einer Eliteeinheit der iranischen Revolutionsgarden, heute Protagonist vieler Fotostorys und scheinbar omnipräsent.

Ghassem Soleimani ist nicht mehr nur ein mächtiger General, sondern auch ein iranisches Kommunikationsmittel. Er posiert mit kurdischen Peschmerga im Nordirak, die er bei ihrem Kampf gegen den "Islamischen Staat" berät, mit Familienangehörigen der von Israel in Syrien getöteten Hisbollah-Kämpfer in Beirut, mit Soldaten bei der aktuellen Offensive des Assad-Regimes bei Deraa in Südsyrien, mit verletzten schiitischen irakischen Kämpfern in einem Krankenhaus in Teheran.

Soleimani repräsentiert den von den arabischen Sunniten mit Sorge gesehenen wachsenden Einfluss des Iran in der Region, früher hinter den Kulissen, heute offen. Der 1957 nahe Kerman geborene, als freundlich und höflich geschilderte, ziemlich kleine Mann gilt schon seit einigen Jahren als eine der mächtigsten Figuren der iranischen Regionalpolitik. Von den USA als Terrorist bezeichnet und mit Sanktionen belegt, war er auch für die Koordination zuständig, auf die sich Washington und Teheran nach 9/11 beim Kampf gegen die Taliban in Afghanistan verständigten. Nach der US-Invasion im Irak 2003 schieden sich die Interessen wieder.

Soleimani ist das Kind einfacher Bauern, er besuchte lediglich die Volksschule und ging früh arbeiten, um die Familie zu entlasten. Seine erste echte Stelle war bei der Wasserbehörde in Kerman. Nach der Islamischen Revolution 1979 fand er bald den Weg zu den neu gegründeten Revolutionsgarden. Religiös erweckt hatte ihn jedoch zuvor ein radikaler Prediger.

Die Eckpunkte seiner Karriere fallen mit jenen der Militärgeschichte der Islamischen Republik zusammen: der Kurdenaufstand in Mahabad, danach der Irakisch-Iranische Krieg (1980–1988), wo er an allen Fronten kämpfte. Nach dem Krieg kehrte er nach Kerman zurück, wo die örtlichen Pasdaran gegen Drogenschmuggler eingesetzt waren. 1998 wurde Soleimani Oberkommandant der Al-Quds-Brigaden. Afghanistan, Irak, Syrien, Libanon: Soleimani bewegt sich durch die Region wie ein Fisch im Wasser. Für die Amerikaner ist er ein "böser Geist", für den religiösen Führer Ali Khamenei "ein lebender Märtyrer". (Gudrun Harrer, DER STANDARD, 19.2.2015)