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Wenn der Bierkrug zur Hälfte mit Schaum gefüllt ist, bedeutet das nicht, dass der Wirt ganz besonderen Wert auf Schutz des Inhalts legen würde. Dafür reichen schon wenige Lagen Schaumbläschen.

Foto: AP Photo/dpa,Andreas Gebert

New York/Washington - Schon eine dünne Schaumkrone kann ein Bier am Überschwappen hindern: Diese Erkenntnis, die versierten Wirten vermutlich geläufig ist, hat ein Forscherteam nun wissenschaftlich untermauert.

Die Ergebnisse eines Forscherteams um Emilie Dressaire von der New York University illustrieren aber nicht nur die praktische Bedeutung einer sauber gezapften Krone (bzw. des Milchschaums auf Kaffee). Sie könnten auch einen sichereren Transport gefährlicher Flüssigkeiten wie Flüssiggas und Raketentreibstoff ermöglichen, wie die Gruppe im Fachblatt "Physics of Fluids" schreibt.

Von der angewandten Praxis zur experimentellen

"Als ich in Südfrankreich an meiner Doktorarbeit schrieb, waren wir in einem Lokal und bemerkten, dass Guinness, ein sehr schaumiges Bier, fast überhaupt nicht überschwappt", erläuterte Koautor Alban Sauret in einer Mitteilung des American Institute of Physics (AIP), dem Herausgeber der Fachzeitschrift. Die Forscher beschlossen, das Phänomen genauer im Labor zu untersuchen. Dazu konstruierten sie einen rechteckigen Glasbehälter, den sie mit einer Mischung aus Wasser, Glyzerin und einem Schuss gewöhnlichen Geschirrspülmittels füllten.

Durch eine feine Nadel bliesen die Wissenschafter einen konstanten Luftstrom in die Flüssigkeit und erzeugten so dank des Spülmittels sehr gleichförmige Bläschen von jeweils drei Millimetern Durchmesser. Bei unterschiedlich hohen Schaumkronen stießen sie den Behälter seitlich an oder schwenkten ihn vor und zurück und filmten das Verhalten der Flüssigkeit mit einer Hochgeschwindigkeitskamera. Ergebnis: Schon fünf Lagen Schaumbläschen reduzierten die Höhe der Wellen im Glas auf ein Zehntel.

Was dahinterstecken dürfte

Die Wissenschafter gehen davon aus, dass die Reibung der Schaumbläschen an der Gefäßwand das Schwappen der Flüssigkeit dämpft. Dazu passt die Beobachtung, dass Bläschen ohne Kontakt zur Gefäßwand kaum zusätzliche Dämpfung liefern. Und mehr als fünf Lagen Schaum bringen keine nennenswerte zusätzliche Dämpfung, da sich die oberen Lagen der Bläschen kaum noch bewegen.

Die Forscher hoffen, dass ihre Untersuchung auch jenseits der Wirtshaustheken von Nutzen ist. "Die potenziellen Anwendungen gehen weit über Bier hinaus", betonte Sauret. Denn während überschwappendes Bier lediglich ein Ärgernis ist, kann schwappende flüssige Fracht wie etwa Öl oder Flüssiggas ein Fahrzeug aus der Bahn werfen oder sogar Tankwände bersten lassen. (APA/red, derStandard.at, 25. 2. 2015)