Wien - ORF-Ethikrat und Redakteursvertreter übten zuletzt Kritik an diversen Auftritten von ORF-Journalisten bei Parteiveranstaltungen. Im ORF-Stiftungsrat gab es dafür am Donnerstag im Gegenzug Kritik an Ehtikrat und Redakteursrat. "Ich bedaure die öffentliche Selbstdemontage des Ethikrats und Redakteursrats", meinte etwa ÖVP-"Freundeskreis"-Leiter Thomas Zach.

"Ich glaube, dass beide einen sehr positiven Beitrag zum Unternehmen leisten könnten. Aber die Vorgänge um Christian Wehrschütz, Mari Lang und Karim El-Gawhary sprechen für sich selbst und bedürfen keiner weiteren Kommentierung." Der Kärntner Stiftungsrat Siggi Neuschitzer forderte Aufklärung über die Nebenbeschäftigungen von ORF-Redakteurssprecher Dieter Bornemann und "Zeit im Bild 2"-Anchorman Armin Wolf. Bornemann und Wolf zählten hatten am Wehrschütz-Auftritt bei der ÖVP-Klausur öffentlich Kritik geübt.

Wrabetz begrüßt Moderationen

Während ORF-Chef Alexander Wrabetz betonte, dass sich alles innerhalb der vom ORF genehmigten Nebenbeschäftigungsmöglichkeiten bewegt und es "keine Auffälligkeiten" gegeben habe, meinte Neuschitzer, dass "im speziellen Dr. Wolf auffallend aktiv außerhalb des Hauses" sei, und Bornemann im Vorjahr bei einer Veranstaltung der ÖVP-nahen Academia Superior referiert habe. Wrabetz begrüßte indes Expertenauftritte und Moderationen von ORF-Mitarbeitern.

Einmal mehr Thema waren die Social Media-Aktivitäten von ORF-Journalisten. ÖVP-Stiftungsrat Zach: "So mancher Eintrag von ORF-Journalisten in den letzten Wochen wäre nach meiner Ansicht besser in einem privaten Tagebuch aufgehoben. Das zeigt, es braucht verbindliche Regeln, um nicht den Ruf unserer öffentlich-rechtlichen Informationskompetenz zu gefährden."

Social Media-Regelungen

So wiesen einzelne Stiftungsräte darauf hin, dass sich "ZiB 2"-Anchor Wolf via Twitter zuletzt stark in Sachen Erbschaftssteuer exponiert habe. ÖVP-Stiftungsrat Zach zeigte sich "erstaunt, dass die seit mehr als einem Jahr von ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz angekündigten Social Media-Regelungen noch immer nicht umgesetzt wurden." Laut Wrabetz seien diese "in Ausarbeitung". (APA, 5.3.2015)