Vor langer Zeit war die abgelegene Insel Tasmanien südlich der australischen Küste das gefürchtetste Stückchen Land im Britischen Imperium. Doch das war, bevor dort mit regionalem Sekt, handgemachtem Käse und der Zucht von seltenen Schweinen das Dolce Vita ausbrach. Tasmanien hat sich von einer ehemaligen Strafkolonie zu einem Reiseziel für Feinschmecker und Kunstliebhaber entwickelt. Verantwortlich dafür sind nicht zuletzt die vielen kleinen Gourmetrestaurants und das MONA, das Museum of Old and New Art.

Die Hauptstadt Tasmaniens, Hobart, bietet Kleinstadtatmosphäre, weit weg vom 1.000 Kilometer nördlich gelegenen Rummel in Sydney. Die für Hobart typischen Landhäuser aus Sandstein, liegen am Fuß des Mount Wellington.

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Blick vom Mount Wellington aus auf die Stadt Hobart.

Im Jahr 2008 landete der Koch Ross O’Meara auf der Insel, nachdem er 20 Jahre lang in Küchen Europas und Asiens kochte. Gemeinsam mit seiner Frau gründete er auf einer kleinen Farm Bruny Island Food, wo er Produkte aus Schweinefleisch herstellt.

An jedem Sonntagmorgen steht O’Meara an seinem Stand des wöchentlich stattfindenden Farm Gate Market in Hobart. Er verkauft hier seine hausgemachten Pastete und rustikalen Würste von freilaufenden Berkshire- und Wessex-Schweinen. Die Tiere werden ausschließlich mit Futter aus Tasmanien ernährt, das meiste stammt direkt von Bruny Island. "Es ist nicht unbedingt ein leichtes Leben hier, aber ein gutes", sagt er.

Regatta schauen, Cider trinken

Für einen Schnellkurs in Sachen tasmanischer Küche sollte man beim "Taste of Tasmania Festival" vorbeischauen. Es findet zwischen Ende Dezember und Anfang Jänner statt. Mehr als 60 Stände mit Speisen und Getränken werden direkt am Ufer aufgebaut. Es gibt ein eigenes Kino, Konzerte, Straßenkünstler und viele andere Unterhaltungsprogramme. Ein Höhepunkt ist die Sydney-Hobart-Regatta. Besucher können die ankommenden Teilnehmer direkt vom Ufer aus beobachten und dabei eine kalte Flasche Frank’s Cider schlumpern.

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So werden die Gerichte am Taste of Tasmania Festival angerichtet.

Die als extrem schwierig geltende Hochseeregatta findet traditionell am 26. Dezember statt. Der Eintritt ist frei, doch nach ein paar salzigen "Bruny Island Austern" von Get Schucked, einem scharfen "Pulled Pork Taco" von der Mount Gnomon Farm, oder den mit Schokolade überzogenen Himbeeren aus dem Christmas Hill Raspberry Farm Café, geht man mit einem vollen Bauch und einer leeren Brieftasche nach Hause. Günstig ist in Tasmanien so gut wie nichts.

Alte Kunst trifft auf neue

Ein weiteres lohnendes Ziel in Hobart ist neben dem Salamanca-Straßenmarkt, der jeden Samstag stattfindet, ein im Jahre 2011 eröffneter, auffälliger Museumsbau. Das MONA ist das größte Museum Australiens, das von einer Privatperson, dem professionellen australischen Spieler und Kunstsammler David Walsh, finanziert wurde. Das Haus zeigt antike und zeitgenössische Kunst aus der Sammlung des exzentrischen Philantrophen und Millionärs. Das Museum hat sich aufgrund seiner lebendigen Ausstellungen und seiner spannenden Architektur auch international einen Namen in der Kunstszene gemacht. Entworfen wurde es vom Melbourner Architekten Nonda Katsalidis.

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Das MONA Museum und der Derwent River.

Eigentümer David Walsh hat aus der grünen Halbinsel, die am Derwent River liegt, einen multifunktionellen Stadtteil mit luxuriösen Hotels und Restaurants schaffen lassen. Doch die wahren Schätze liegen tiefer, 17 Meter unter dem Erdgeschoss des Museums. Über eine Wendeltreppe, die in den Sandstein gebohrt wurde, erreicht man eine Galerie mit über 2.000 Stücken aus der Sammlung Walsh.

Darunter findet man Arbeiten von renommierten Künstlern wie Damien Hirst oder Jean-Michel Basquiat. Fast 300.000 Menschen besuchten das MONA vergangenes Jahr. Sie kamen nicht nur der Ausstellungen wegen, sondern auch für Konzerte und Musikfestivals.

Wer überhaupt nicht an Kunst interessiert ist, kann sich an sonnigen Tagen einfach auf einen der Sitzsäcke setzen, die am Rasen vor dem Museum aufgebaut werden. Hier sonnen sich auch die Einwohner Hobarts, lesen Bücher, oder faulenzen nur.

Port Arthur

Um zu verstehen, was so besonders am heutigen Tasmanien ist, muss man einen Blick in die Vergangenheit werfen. Port Arthur, eine Ansammlung verfallener Sandsteingebäude, diente früher als Gefängnis und galt in der gesamten Sträflingskolonie Australien als besonders gefürchtet.

Die Straße, die von Hobart nach Port Arthur führt, ist so überwältigend wie kurvig. Es geht bergauf und bergab durch den tasmanischen Nationalpark, entlang der markanten Felsen der Dunalley Bay.

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Die Sandsteinbauten von Port Arthur.

Für umgerechnet 25 Euro erhält man ein Zweitagesticket, mit dem man an geführten Touren teilnehmen kann. Diese bieten einen Einblick in das harte Leben der Arbeiter aus den Industrie-Slums Englands, die sich einst plagten, diesen abgeschiedenen Außenposten des Britischen Imperiums zu bauen.

Als das Gefängnis in den 1860er-Jahren zum Bersten voll war, lag die durchschnittliche Lebenserwartung in Liverpool bei 25 Jahren. Für viele galt das Leben in den winzigen Zellen dennoch als die bessere Alternative zu einem Leben in England. Glücklicherweise ist eine Reise nach Tasmanien heute nicht mehr mit "verschärfter Haft" gleichzusetzen. Darüber lässt sich bei einem echt tasmanischen Malt Whiskey vortrefflich sinnieren. (Reuters, jw, derStandard.at, 19.03.2015)