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Auch für die Einsatzkräfte ist "Swatting" gefährlich und nervenaufreibend.

Foto: AP/Warren

Einsatzkräfte auf eine falsche Fährte zu locken hat in den USA eine gewisse Tradition: In der Vergangenheit erwischte es besonders oft Hollywood-Stars, deren Adresse öffentlich bekannt war. Zwar werden solche "Scherzanrufe" nach wie vor durchgeführt – erst vor kurzem wurde fälschlicherweise eine Schießerei bei Rapper Lil Wayne gemeldet; zusehends geraten aber professionelle Videospieler in den Fokus der Übeltäter. Befeuert haben diesen Trend Livestreaming-Services wie "Twitch", bei dem man Spieler bei ihrer Tätigkeit beobachten kann. Und dann natürlich auch in Echtzeit dabei ist, wenn das Einsatzkommando vor der Tür steht.

Swat-Teams vor der Tür

Kürzlich wurde etwa der 27-jährige Joshua Peters zum Opfer des sogenannten "Swattings", das nach jenen schwer bewaffneten Swat-Teams benannt ist, die bei der Meldung von Schießereien losgeschickt werden. Ein anonymer Hinweisgeber hatte die Behörden darüber informiert, dass Peters seinen Mitbewohner erschossen haben soll. Der saß aber unschuldig vor seinem Rechner und spielte "RuneScape", was er live ins Internet übertrug – bis plötzlich die Polizei in Alarmbereitschaft vor der Tür stand.

Traumata

Peters kam mit dem Schrecken davon, wurde aber schwer traumatisiert. Unter Tränen bat er seine Zuseher, mit solchen "Scherzen" doch bitte aufzuhören.

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Doch die Lernfähigkeit der Swatting-Gemeinde ist begrenzt: Gleich 30 verschiedene Nutzer nahmen die Verantwortung für Peters' Tortur auf sich – denn in der Szene sind die Auslöser besonders angsteinflößender Swattings hochangesehen.

Gefährlich und teuer

"Es ist gefährlich und eine gigantische Geldverschwendung", sagt der Polizeivertreter Richard Beary in der "New York Times". Tatsächlich ist es ein Wunder, dass bei den Einsätzen noch niemand zu Schaden gekommen ist. Die Einsatzbehörden müssen auf jede Meldung reagieren und rücken naturgemäß mit schweren Waffen und heruntergeklapptem Visier aus, sobald Berichte über Mord und Totschlag bei ihr ankommen. Statistiken über die Häufigkeit von Swatting gibt es noch nicht, allerdings ist Medienberichten zufolge eine rasante Zunahme derartiger Vorfälle zu beobachten.

Amund Johansen

Herkunft verschleiern

Dabei fällt es den "Scherzanrufern" immer leichter, diese Meldungen abzusetzen: Durch Anonymisierungsdienste wie Tor und die Nutzung von SMS-Services oder Skype kann die Herkunft leicht verschleiert werden. Gleichzeitig stehen dank sozialer Netzwerke, aber auch öffentlicher Datenbanken immer mehr Informationen zum potenziellen Opfer zur Verfügung.

Täter und Opfer

Verantwortliche werden nur in den seltensten Fällen geschnappt: Ein solcher ist der 19-jährige Brian Willson, der nach einer Privatfehde Einsatzkräfte auf einen anderen Spieler hetzte. Ihm drohen jetzt bis zu fünf Jahre Haft. Seine Mutter bestreitet indes laut New York Times, dass Willson die Polizei losgeschickt habe: "Bei uns waren selbst schon oft Swat-Teams", so Brenda Willson, "deshalb weiß Brian genau, wie schlimm das ist." (fsc, 24.3.2015)