Bei offenen Operationen zur Behebung von lebensbedrohlichen Aussackungen der Bauchaorta (Bauchaortenaneurysemen - BAA) hat es sich bis vor einigen Jahren um sehr risikoreiche Eingriffe gehandelt. Mittlerweile werden schon 70 Prozent der notwendigen Interventionen per Katheter und Stent erledigt, stellten jetzt deutsche Chirurgen bei ihrem Jahreskongress in München fest.

Platzen droht

Zu den häufigsten Todesursachen bei Männern über 65 Jahre zählt die krankhaft erweiterte Hauptschlagader im Bauch, das sogenannte Bauchaortenaneurysma (BAA). Um ein lebensbedrohliches Platzen der Ader zu verhindern, muss die Aussackung rechtzeitig beseitigt werden. Dafür stehen zwei Verfahren zur Verfügung: eine Bypass-Operation über einen offenen Bauchschnitt oder das Einsetzen einer blutungssicheren Gefäßstütze (Stent) per Katheter über die Leistenarterie.

"Daten aus 2014 zeigen, dass mittlerweile 70 Prozent aller BAAs mit Gefäßstütze über die Leiste versorgt werden", heißt es von der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie (DGCH). Für eine offene Bypass-Operation ist ein größerer Bauchschnitt notwendig. Dann wird das erweiterte Stück Schlagader durch eine stabile, dichte Kunststoffprothese ersetzt.

Bei der sogenannten endovaskulären Aneurysmaausschaltung (EVAR) hingegen schieben die Ärzte über einen Katheter in der Leiste des Patienten ein kleines Metallgerüst, den Stent, durch die Blutgefäße bis zum Aneurysma. Der Stent wird anschließend aufgespannt, um die krankhafte Schlagader abzudichten und ein Aufreißen zu verhindern. Die offene Operation wird in der Regel in Vollnarkose durchgeführt, während die Schlüsselloch-Variante auch in örtlicher Betäubung erfolgen kann.

Sichere Methode

Wie die Daten der Qualitätssicherung für die Verfahren der deutschen Chirurgen für 2014 belegen, hat der Prozentsatz an EVAR-Eingriffen ständig zugenommen und liegt bereits bei mehr als 70 Prozent. "Damit ist die endovaskuläre Aneurysmaausschaltung das bei Weitem bevorzugte Verfahren", sagte Peter Vogt, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie (DGCH) bei einer Pressekonferenz in München.

Die Methode ist zugleich sehr sicher, wie die Auswertungen zeigen. "Beim Stent-Verfahren sterben 0,67 Prozent aller Patienten innerhalb von 30 Tagen, beim offenen Eingriff sind es 4,2 Prozent", berichtete Giovanni Torsello, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gefäßchirurgie und Gefäßmedizin.

Diese Raten entsprechen auch Registererhebungen in den USA. Dort machen die minimal-invasiven Eingriffe mit Katheter bereits 74 Prozent der Fälle aus. Die Krankenhaussterblichkeit beträgt danach etwa ein Prozent, nach offenen Operationen hingegen etwa vier Prozent.

Schlüsselloch-OP

Die Zunahme an Schlüsselloch-Eingriffen ist vor allem auf den technologischen Fortschritt zurückzuführen. "Implantationstechnik und Gefäßstützen haben sich rasant weiterentwickelt", sagte Torsello.

So konnte noch vor kurzer Zeit kein Stent eingebracht werden, wenn zwischen Aneurysma und Nierenarterien nicht eine gesunde Gefäßstrecke von mindestens 1,5 Zentimetern Länge vorhanden war. Bei sehr gewundenen, verengten und verkalkten Arterien war es häufig ebenfalls nicht möglich, eine Metallstütze zu platzieren.

"Mittlerweile gibt es aber auch für diese schwierigen anatomischen Verhältnisse sichere Lösungen", stellte Torsello fest. Neben der geringeren Sterblichkeit hat das Stent-Verfahren gegenüber einer offenen Operation weitere Vorteile. "Der Eingriff dauert wesentlich kürzer und ist körperlich weniger belastend", sagte Torsello. Das schlägt sich auch in kürzeren Krankenhausaufenthalten nieder. (APA, derStandard.at, 4.5.2015)