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Kelly Osbourne trug schon vor drei Jahren graues Haar …

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… Zosia Mamet griff im Dezember des Vorjahres zum grauen Farbtopf.

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In den letzten Wochen war was los. Die Medien hatten einen Trend aufgespürt. Einen Trend, der schon so lange im Umlauf ist, dass er den Jungen wohl nur noch ein Gähnen entlockt. Denn alles drehte sich ums graue Haar. Oder besser: um junge Frauen, die sich die Haare silbergrau färben. Und das keinesfalls, um den ersten grauen Strähnen zuvorzukommen. Sondern aus ganz freien Stücken.

Silbergrau, oft mit bläulichem Schimmer, gilt zusammen mit einem faltenfreien Antlitz als irritierend schöne Kombination, als rares Distinktionsmoment oberhalb des Haaransatzes. Getragen stets mit einem Augenzwinkern. Womit sonst ließe sich auch sonst noch Aufsehen erregen? Dabei ist das mit dem glänzenden Grau in den sozialen Netzwerken schon ein ziemlich alter Hut.

Auf Twitter und Instagram ist unter dem Hashtag #grannyhair ein Heer an Silberschöpfen zu bewundern. Kelly Osbourne ergraute schon vor rund drei, Rihanna vor zwei Jahren. Die Schauspielerin Zosia Mamet, bekannt aus der HBO-Serie "Girls", verpasste im letzten Dezember ihren blondierten Haare einen Graustich, ein Ende der Hysterie scheint trotz allem nicht in Sicht. Vor einem Monat tauchte das Model Jourdan Dunn, 24, auf dem Coachella-Festival mit grauem Haar auf. Wenige Tage später: violette Locken.

Diese Unverbindlichkeit ist unter den neuen Grauhaarigen nichts Außergewöhnliches. Denn einen Bund fürs Leben gehen die wenigsten mit dem Silbergrau ein. Der platinblonde Schopf ist in den meisten Fällen keine lebenslange Aneignung im Warhol'schen Sinn; wohl eher ironische Fußnote und jederzeit aufkündbare Affäre. In einer Zeit ständig wechselnder Haarfarben auf Wasserstoffbasis könnte man auch sagen: eine Farb-Liaison wie viele andere.

Faszinierend ist die Paarung "junger Körper, grauer Schopf" aber allemal. Warum verpasst sich die körperversessene Jugend eine Haarfarbe, die den Alterungsprozess illustriert? Und die vom Gros der Frauen noch immer nervös weggefärbt wird?

Kein Wunder, es hat sich ja nicht wirklich viel verändert. Nach wie vor gilt Perfektion als das oberste Gebot. Kein Silberschopf ist so schlimm wie ein grauer Haaransatz. Denn der wird bei prominenten Frauen umgehend öffentlich seziert. Nachlässigkeit wird nämlich nicht so schnell verziehen. (Anne Feldkamp, 6.5.2015)