Die Grafik zeigt eine schematische Darstellung der Wasserstandsänderungen und des indo-pazifischen Durchstroms in den vergangenen 20 Jahren, sowie die globale Verteilung der Meeresoberflächentemperatur.

Foto: NOAA

Kiel/Miami - Am Ende des 20. Jahrhunderts und zu Beginn des 21. Jahrhunderts hat die globale Erwärmung eine Pause eingelegt, obwohl dies aufgrund der stetig steigenden Emissionen an Treibhausgasen nicht unbedingt zu erwarten war. Wissenschafter suchten nach der Ursache dieser rätselhaften Entwicklung. Nun könnte ein internationales Forscherteam eine mögliche Antwort gefunden haben. Die Wissenschafter konnten nachweisen, dass sich der Wärmeinhalt des Indischen Ozeans seit Ende der 90iger Jahre stark erhöht hat. Grund hierfür dürfte ein erhöhter Wärmeaustausch zwischen dem Pazifischen und Indischen Ozean sein.

Die in der Fachzeitschrift "Nature Geoscience" veröffentlichte Studie, in der sowohl Beobachtungsdaten wie auch Modellsimulationen zur Anwendung kamen, zeigte, dass insbesondere der tropische Indische Ozean in den letzten zwei Jahrzehnten in einem sehr viel stärkeren Maße Wärme gespeichert hat als in den Jahrzehnten zuvor. Insbesondere durch den indo-pazifischen Durchstrom gelangte in erheblichem Maße Wärme aus dem tropischen Pazifik in diesen Teil des Weltozeans.

"Wir haben zunächst vermutet, dass der Pazifik überdurchschnittlich viel Wärme gespeichert hat", sagt Wonsun Park vom GEOMAR Helmholtz Zentrum für Ozeanforschung Kiel, Co-Autor der Studie. "Diese Hypothese mussten wir aber verwerfen, da die Messungen sogar einen Rückgang des Wärmeinhalts im Pazifik zeigten." Erstautor Sang-Ki Lee von der University of Miami und NOAA führte deshalb umfangreiche Modellstudien durch und kam gemeinsam mit Park dem Mechanismus auf die Spur.

Verstärkte "La Niña"-Bedingungen

Die vergangenen zwei Jahrzehnte waren im indo-pazifischen Raum durch verstärkte "La Niña"-Bedingungen geprägt, gekennzeichnet durch einen kalten Ost- und einen warmen Westpazifik. Die damit einhergehende verstärkte Passatzirkulation transportierte warmes Wasser nach Westen und drückte es durch den indo-pazifischen Archipel in den Indischen Ozean. Im Ergebnis wurden dadurch in den oberen 700 Metern des Indischen Ozeans etwa 70 Prozent der globalen Wärmeaufnahme gespeichert.

"Die Ergebnisse der Studie unterstreichen die Bedeutung des indo-pazifischen Durchstroms als Teil der globalen Ozeanzirkulation", erläutert Sang-Ki Lee. Die dort aufgestaute Wärme könnte nun auch über andere Meeresströmungen, wie beispielsweise den Agulhas-Strom weiter in den Atlantik gelangen und so global umverteilt werden. "Zu welchen Klimaschwankungen solche großräumigen Umverteilungen von Wärme im Ozean führen wird, lässt sich aber noch nicht abschätzen", so Park. (red, 19.5.2015)