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Fast die Hälfte der Befragten wusste nicht, dass der Verkauf rezeptpflichtiger Medikamente über das Internet in Österreich verboten ist.

Foto: dpa/Stephanie Pilick

Wien – Wer rezeptpflichtige Medikamente im Internet kauft, macht sich zwar nicht strafbar, geht aber das Risiko ein, ein gefälschtes Mittel zu kaufen, das im besten Fall wirkungslos und im schlimmsten Fall gesundheitsschädlich ist. Aus diesem Grund haben Behörden und Apothekerkammer eine Aufklärungskampagne unter dem Titel "Auf der sicheren Seite" gestartet, die nun in Wien präsentiert wurde.

Dass Information nottut, zeigt eine Umfrage unter Internet-Usern im Alter von 18 bis 70 Jahren. Das Ergebnis: Fast jeder Zweite wusste nicht, dass der Verkauf rezeptpflichtiger Medikamente über das Internet in Österreich verboten ist. Auch die Rezeptpflicht wird vielfach falsch eingeschätzt: 60 Prozent der Kenner eines Produkt glauben, dass testosteronhältige Medikamente - hormonelle Präparate zum Muskelaufbau - rezeptfrei im Internet erhältlich sind.

31 Prozent meinen, dass Potenzmittel wie Viagra rezeptfrei zu bekommen sind, sagt Gesundheitsministerin Sabine Oberhauser (SPÖ). "Die AGES Medizinmarktaufsicht hat in den letzten Jahren mehr als 4.000 Verdachtsproben analysiert. 95 Prozent aller dieser getesteten Proben waren gefälschte oder illegale Produkte", ergänzt Oberhauser.

Vergleichbar mit Drogenhandel

"Das Internet ist zu einem Umschlagplatz für gefälschte Medikamente geworden", warnt Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP). Und die enthalten im schlimmsten Fall Staub, Dreck und Gift. Von Produktion und Handel profitiert die Organisierte Kriminalität in Dimensionen, die bereits mit denen des Drogenhandels vergleichbar sind. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schätzt den Jahresumsatz auf 100 Milliarden US-Dollar (etwa 91 Milliarden Euro).

Hergestellt wird ein Gutteil der Fälschungen in Indien, China und Südostasien, wie Apothekerkammer-Präsident Max Wellan berichtet. Erst jüngst sei eine Schiffsladung Schmerzmittel im französischen Hafen Le Havre abgefangen worden.

Unseriöse Shops, die seriös aussehen

Die geplante Aufklärungskampagne der Ministerien und der Kammer besteht aus fünf Elementen: Eine Website, Warnhinweisen bei Suchanfragen über Google, Werbebannern auf Sites, einem Youtube-Video sowie einer Postkartenaktion.

Die Umfrage im Auftrag der Apothekerkammer brachte auch zutage, dass 47 Prozent Medikamente in einem Online-Shop bestellen würden, wenn dieser seriös und professionell gestaltet ist. "Das wissen auch die Kriminellen", sagt Wellan. Unseriöse Anbieter im Internet zu erkennen, ist also nicht unbedingt einfach.

"Dass gewisse Medikamente rezeptpflichtig sind, hat seinen guten Grund", so der Apothekerkammer-Präsident. Dieser liegt in der Regel darin, dass eine Grunderkrankung abzuklären ist. Also ist auch ein Mann mit Viagra-Bedarf und damit verbundener Peinlichkeit gut beraten, zu einem Arzt zu gehen, betont Wellan. (APA, 2.6.2015)