Nach wenigen hundert Stück produzierter Uhren musste das Start-up CST aufgeben.

Foto: CST

Nicht alles, was sich auf Crowdfunding-Plattformen finanzieren lässt, wird zwangsläufig ein Erfolg. Schon so manches Projekt, das sein Finanzierungsziel erreichen konnte, scheiterte im Nachhinein. Nun hat es auch das Wearable-Projekt "CST-01" erwischt.

Großer Erfolg auf Kickstarter

Versprochen wurde die "weltdünnste Uhr". Eingebettet in ein 0,8 Millimeter dünnes Armband aus rostfreiem Stahl sollte ein E-Ink-Display und ein Akku mit einer einmonatigen Laufzeit liegen, der in zehn Minuten aufladbar sein sollte. Sogar einen funktionsfähigen Prototypen konnte man zum Start der Finanzierungskampagne bereits vorzeigen – etwas, das nicht bei jedem Technikprojekt selbstverständlich ist.

Die Vorzeichen waren gut und das Produkt traf offenbar den Zeitgeist. Als der Kickstarter am 23. Februar 2013 auslief, hatte man über eine Million Dollar lukriert – fünf Mal mehr als als Mindestziel veranschlagt worden war. Damals gehörte die CST-01 zu den erfolgreichsten Projekten des Jahres auf der Plattform.

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Erste Auslieferungen im Februar 2015

Danach, so lässt sich aus der Update-Historie schließen, lief der weitere Prozess zwar deutlich verzögert, aber grundsätzlich nach Plan. Statt im September 2013 nach Plan ausgeliefert zu werden,, verkündete man im Februar diesen Jahres den Versand der ersten Uhren. Doch zu diesem Zeitpunkt dürfte man bereits in finanziellen Turbulenzen und im Streit mit dem Fertiger gesteckt sein.

Hergestellt werden sollten die Geräte von Flextronics, einem erfahrenen Unternehmen aus der Branche, das für viele namhafte Elektronikproduzenten arbeitet. Doch, so heißt es bei den Machern der Uhr, könnte genau dies das Problem gewesen sein. Während Flextronics die Bedürfnisse für Hersteller mit großen Produktionsvolumen gut befriedigen könne, scheint man im Umgang mit kleinen Start-ups mit niedrigen Stückzahlen besonderen Wünschen nicht geübt.

Ineffiziente Produktion lässt Kosten explodieren

Im April gab man bekannt, dass die Massenproduktion derzeit nur mit geringer Ausbeute laufe. Statt den erhofften 1.000 bis 2.000 Einheiten kämen derzeit nur rund 200 Geräte wöchentlich vom Band. Dazu gab es von der ersten gelieferten Charge einige Rücksendungen aufgrund von Defekten. Besondere Probleme machte offenbar der flexible Schaltkreis zur Steuerung des E-Ink-Displays.

Die Ausfälle – nur etwas mehr als die Hälfte der hergestellten Uhren erwies sich als fehlerfrei – trieben die Kosten massiv in die Höhe. Die Unterstützer hatten 129 Dollar für eine einzelne Uhr bezahlt, die tatsächlichen Herstellungskosten beliefen sich mittlerweile auf 300 Dollar. Mittlerweile war das Kapital, das man über den Kickstarter, einen Investor und normale Vorbestellungen erhalten hatte, auch beinahe aufgebraucht.

Scheitern

Flextronics schätzte schließlich die notwendigen Kosten zur Verbesserung der Produktion für eine akzeptable Ausbeute auf weitere 1,2 Millionen Dollar. Da der Fertiger sich der Zahlungsfähigkeit von CST nicht mehr sicher war, stoppte er die Fließbänder im Mai. Im Juni schließlich erklärte man das endgültige Aus für das Projekt – bis dahin waren lediglich wenige hundert Uhren ausgeliefert worden.

Exit-Strategien

Zwei Optionen gibt es nun für das weitere Vorgehen. Erstere besteht darin, dass man Herstellungsequipment, bereits gekaufte Bestandteile und die Rechte an dem Produkt verkauft und mit dem Geld, so weit möglich, die noch nicht belieferten Unterstützer entschädigt.

Sollte sich kein Interessent finden, will man das Projekt öffnen. Alle CAD-Modelle, Schaltpläne, Skizzen, Designs und auch sonstige Dokumente bis hin zu Kostenaufstellungen würden dann frei zur Verfügung gestellt. Allerdings weist man darauf hin, dass eine Herstellung der CST-01 ohne entsprechenden Fertigungsmaschinen kaum machbar sei, selbst wenn man die bisher gekauften Komponenten zur Verfügung stellt.

Beispielhaft

Die Geschichte der CST-01 eignet sich als gutes Beispiel für die Risiken, mit denen Crowdfunding behaftet ist. Bei den meisten Consumer-Plattformen wird der Unterstützer zu einem Investor mit geringen Rechten. Die Belohnungen, oft in Form von Produkten, sind als freiwillige "Belohnung" für die Investition gedacht. Die Unterstützung eines Projektes hat daher nicht den Status einer für den Produzenten verbindlichen Vorbestellung.

Wer in ein Projekt investiert sollte daher weitestmöglich die Glaubwürdigkeit des dahinter stehenden Unternehmens und seiner Versprechungen prüfen. Eine derartige Kontrolle erfolgt durch Kickstarter und Co. in der Regel nicht. Selbst, wenn zu einem laufendem Projekt durch aufmerksame Nutzer Hinweise auf möglichen Betrug eingehen, wird oft nur langsam oder gar nicht reagiert. Zuletzt zeigte sich das etwa beim "Comet Core", einem schwimmenden Smartphone, bei dem es sich offensichtlich um ein Fake handelt.

Dem Risiko entgegen steht dafür der Vorteil, dass über Crowdfunding kreative und innovative Projekte in verschiedenen Bereichen realisiert werden können, für die sich traditionelle Investoren nicht begeistern lassen. (gpi, 28.06.2015)