Illustration: Rainer Schoch

Stuttgart/Wien – Heute gibt es von ihnen 341 bekannte Arten mit gut 200 Unterarten, die sich verschiedensten Ökosystemen angepasst haben: Schildkröten leben an Land ebenso wie im Süßwasser oder im Meer. Doch woher kommt diese anatomisch eigenwillige Ordnung der Reptilien?

So soll Pappochelys zu Lebzeiten ausgesehen haben.
Illustration: Rainer Schoch

Laut jüngeren genetischen Hochrechnungen haben sich Schildkröten angeblich vor gut 250 Millionen Jahren von der Linie der Krokodile und Vögel abgespalten. Als bisher ältester Nachweis der panzertragenden Reptilien galt die 220 Millionen Jahre alte Urschildkröte Odontochelys aus China. Bei ihr war der Bauchpanzer bereits vollständig verknöchert, während der Rückenpanzer nur aus verbreiterten Rippen bestand.

Nun aber stellen Paläontologen im Fachblatt "Nature" einen noch einmal 20 Millionen Jahre älteren Fund vor, der bei Schwäbisch Hall in Baden-Württemberg gemacht wurde: Die dort entdeckte Urschildkröte, deren Fossilien für normale Betrachter wie die einer Echse aussehen, erhielt den Namen Pappochelys (Opaschildkröte). Anders als bei Odontochelys sind bei dieser die Bauchrippen noch nicht zu einem Panzer verschmolzen. Ihre Kiefer tragen Zähne, und der Schädel weist zwei große Öffnungen in der Schläfe auf.

Illustration: Rainer Schoch

Für die Forscher um Rainer Schoch (Museum für Naturkunde in Stuttgart), der seit 13 Jahren in Vellberg bei Schwäbisch Hall nach fossilen Skelettresten gräbt, ist Pappochelys ein Missing Link: das bisher fehlende Bindeglied der Schildkröten zu den Echsen. Das bedeutet aber auch, dass Schildkröten mit Schlangen und Echsen näher verwandt sind als mit Vögeln und Krokodilen. (tasch, dpa, 25.6.2015)