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Menschen in einer Partnerschaft sind nicht allgemein gesünder: Eine Studie zeigte, dass Männer in Beziehungen weniger Sport treiben als Alleinstehende.

Foto: APA/BARBARA GINDL

Frauen profitieren von einer Partnerschaft gesundheitlich in einem geringeren Ausmaß als Männer, da sie auch als Single eher gesund leben. Zudem können psychische Belastungen in einer Beziehung oder Ehe vor allem bei Frauen Depressionen, Herzkrankheiten und Übergewicht fördern, wie US-amerikanische Forscher herausgefunden haben.

Für Männer wirkt sich eine Partnerschaft hingegen grundsätzlich positiv auf die Gesundheit aus: Laut einschlägiger Untersuchungen weisen etwa verheiratete Männer im Schnitt einen niedrigeren Blutdruck und bessere Cholesterinwerte als Single-Männer auf.

Auch in punkto Ernährung profitieren die Herren der Schöpfung in der Regel von einer Partnerschaft mehr als Frauen, denn maskuline Singles essen ungesünder als alleinstehende Frauen. Zudem trinken sie tendenziell zuviel Alkohol und rauchen häufiger.

Beziehung fördert Körpergewicht

Ob der "Ehe-Bonus" auch für den Gesundheitsindikator "Körpergewicht" zutrifft, klärten nun Wissenschaftler der Universität Basel und des Berliner Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung. Die Forscher verglichen dabei den Body-Mass-Index von verheirateten Paaren mit dem von Singles in neun europäischen Ländern.

Demnach ernähren sich zusammenlebende Paare zwar durchschnittlich besser als Alleinstehende, sie wiegen jedoch auch signifikant mehr und treiben weniger Sport. In ihrer Studie verglichen die Wissenschaftler die Verbindung zwischen dem Familienstand und dem Body-Mass-Index (BMI). Dieser Index setzt das Körpergewicht eines Menschen in Relation zu seiner Körpergröße.

Ein zu hoher Body-Mass-Index kann dabei ein Risikofaktor für chronische Erkrankungen wie Diabetes oder kardiovaskuläre Erkrankungen sein. Für die Erhebung nutzten die Wissenschaftler repräsentative Querschnittsdaten von 10.226 Bürgern aus Österreich, Frankreich, Deutschland, Italien, den Niederlanden, Polen, Russland, Spanien und Großbritannien.

Im Schnitt zwei Kilogramm Unterschied

Die Wissenschaftler betrachteten in ihrer Analyse nicht nur verheiratete, sondern berücksichtigten auch zusammenlebende Paare. Zusätzlich prüften sie mögliche Ursachen für die Gewichtszunahme mit Blick auf das Ernährungs- und Bewegungsverhalten der Befragten. Über alle neun Länder hinweg zeigte sich, dass Paare im Vergleich zu Singles einen höheren Body-Mass-Index haben – das betraf sowohl Männer als auch Frauen.

Ein normaler Body-Mass-Index liegt laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) zwischen 18,5 und 25. Von Übergewicht wird bei einem einem Wert zwischen 25 und 30 gesprochen, darüber von Adipositas. Der durchschnittliche Body-Mass-Index der befragten alleinstehenden Männer lag bei 25,7, jener der verheirateten Männern bei 26,3.

Bei den unverheirateten Frauen lag der Durchschnittswert bei 25,1. Ehefrauen kamen im Mittel auf einen Wert von 25,6. Obgleich die Unterschiede im Index klein sind, besitzen sie nach Ansicht der Forscher dennoch Bedeutung. Konkret: Bei einer Durchschnittsfrau mit 1,65 Meter oder einem Durchschnittsmann mit 1,80 Meter Körpergröße sind das etwa zwei Kilogramm Differenz.

Paare leben nicht allgemein gesünder

"Die Resultate zeigen die Bedeutung von sozialen Faktoren für die Gesundheit. In diesem Fall, dass Partnerschaft beziehungsweise relevante Verhaltensveränderungen im Kontext der Ehe direkt mit Ernährung und dem Körpergewicht zusammenhängen", sagt Ralph Hertwig, Direktor des Forschungsbereichs Adaptive Rationalität am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung in Berlin.

Mögliche Ursachen für diesen Trend lieferte die Erhebung des Ernährungs- und Bewegungsverhaltens. So gaben Paare beim Thema Ernährung eher an, dass sie regionale und unbehandelte Produkte bevorzugen und auf Fertigprodukte verzichten. Die befragten Männer legten zudem mehr Wert auf biologische und fair gehandelte Lebensmittel, wenn sie in einer Partnerschaft lebten. "Daraus lässt sich schließen, dass die Ernährung durch eine Partnerschaft vor allem für Männer bewusster und damit wahrscheinlich auch gesünder wird", sagt Jutta Mata, Erstautorin der Studie.

Die Ergebnisse bedeuten aber nicht, dass Menschen in einer Partnerschaft allgemein gesünder sind. Denn die Studie zeigt auch, dass Männer in Beziehungen weniger Sport treiben als Alleinstehende. "Schaut man auf den Body-Mass-Index, sind Paare – entgegen den bisherigen Annahmen – nicht in jeder Hinsicht gesünder", resümiert Jutta Mata. (red, 30.6.2015)