Als Einzelkämpferin oder mithilfe eines Netzwerks auf die Karriereleiter? Was Netzwerke für Frauen bringen, wurde in Salzburg diskutiert.

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Frauennetzwerke zur Unterstützung bei der Karriereplanung seien schon immer kontroversiell diskutiert worden, hieß es in der Einladung zum Netzwerktreffen FEMtech für Frauen in Forschung und Technologie. Welchen Beitrag Netzwerke für die Karriere von Frauen liefern können und wie ein erfolgreiches Netzwerk funktioniert, wurde in Salzburg diskutiert.

Es gebe drei Erfolgsfaktoren für gelingende Netzwerke, erklärte der Netzwerkanalyst Harald Katzmair in seinem Vortrag. Erstens müsse das Netzwerk hinter einem gewissen Anliegen stehen. Zweitens brauche es einengewissen Zyklus, also eine Regelmäßigkeit der Treffen sowie Rituale oder wiederkehrende Orte.

Heterogene Netzwerke

Drittens sei die Komplementarität entscheidend für gelingende Netzwerke, sagte Katzmair. Je diverser die Mitglieder seien, desto besser. "Wenn alle ein anderes Spektrum in den Kräfteverhältnissen abdecken, können sie füreinander nützlich sein", erklärt der Geschäftsführer von FAS Research. Treffe eine Richterin auf eine Journalistin, sei das nützlicher als ein reines Journalistinnen-Netzwerk, nannte Katzmair ein Beispiel. Homogene Netzwerke säßen, was die Macht anbelangt, in einer Falle.

52.243 Personen, die Verantwortung tragen oder in einer Führungsetage sitzen, seien in Österreich in insgesamt 14.452 verschiedenen Organisationen, Vereinen, Clubs vertreten, listete Katzmair auf. 12.300 davon seien Frauen, das entspreche 23,6 Prozent. Überdurchschnittlich repräsentiert seien Frauen bei NGOs, in der Politik und im Gesundheits- und Sozialbereich. Im Bereich Sport, Finanzunternehmen und den Blaulichtorganisationen sei der Frauenanteil am geringsten. Gleichzeitig zeige sich: Je weiter man ins Zentrum eines Netzwerks vordringe, je mehr Kontrollmacht vorhanden sei, desto männlicher würden Netzwerke, erläuterte Katzmair.

In der anschließenden Diskussionsrunde wurde besprochen, ob Frauen Netzwerke anders nutzen als Männer und warum. "Frauen wollen ein Freundinnen-Netzwerk, aber das ist zu wenig. Es geht auch darum, sich Vorteile zu verschaffen", warf Ursula Maier-Rabler, Leiterin des ICT&S-Centers der Uni Salzburg, ein. Frauen würden sich viel weniger gegenseitig bevorteilen, Männer hingegen ihren Netzwerkfreund ohne Genierer in eine Position bringen, kritisiert Maier-Rabler.

"Krabbenkorb-Syndrom"

Die Geschäftsführerin der Industriellenvereinigung Salzburg, Irene Schulte, bezeichnete das als "Krabbenkorb-Syndrom". Im Krabbenkorb lasse keine Krabbe eine andere hochkommen. Versuche eine Krabbe den Korb zu verlassen, werde sie von den anderen daran gehindert. "Ich persönlich bevorzuge Frauen bei gleicher Qualifikation. Würden das mehr Frauen machen, würde sich schon was ändern", sagte Schulte.

Für Katzmair habe der Umstand, dass sich Frauen einander weniger helfen, nicht mit dem Geschlecht, sondern mit ihrer Position im Netzwerk zu tun. Menschen, die weniger Macht haben und sich an der Peripherie des Netzwerks befinden, könnten per se weniger für andere Mitglieder tun. Netzwerke ausschließlich als Instrument zum beruflichen Aufstieg zu sehen sei zudem ein Kurzschluss, meinte Katzmair. "Aus Berechnung in einNetzwerk zu gehen funktioniert nicht."

Mit Herz

Dahin gehend unterschied Ursula Atzwanger, die seit elf Jahren Mitglied des Zonta Clubs Salzburg ist, auch zwischen karitativen und Karrierenetzwerken: "Bei karitativen Netzwerken muss das Herz dabei sein. Man muss sich mit den Menschen verbinden, nicht mit dem Netzwerk." Für sie habe die Mitgliedschaft viele berufliche Kontakte, gute Ratschläge und menschliche Verbindungen gebracht.

Das Netzwerktreffen wurde vom Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie veranstaltet. Neben den regelmäßig stattfindenden Treffen führt FEMtech seit rund zehn Jahren eine Expertinnendatenbank. Ziel sei es, Fachfrauen in männerdominierten Bereichen wie Forschung und Technologie sichtbar zu machen, erklärte Ministeriumssprecherin Silvia Neumann. Die Frauen sollen als Role-Model für junge Frauen dienen und gleichzeitig der Bevölkerung vorgestellt werden. (Stefanie Ruep, 4.7.2015)