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Der Internet-Unternehmer Juri Milner finanziert die Suche nach Aliens.

Foto: Reuters

Am Ende war die Liebe stärker als die Enttäuschung. Eigentlich wollte Juri Milner, Sohn des bekannten Sowjetökonomen Benzion Milner, Naturwissenschafter werden. Nach seinem Diplom als Physiker arbeitete der heute 53-Jährige unter der Leitung des späteren Nobelpreisträgers Witali Ginsburg an der Akademie der Wissenschaften in Moskau im Bereich Theoretische Physik. Doch enttäuscht von seinem fehlenden Talent, wie er später einräumte, sattelte er in der Perestroika auf Handel und Finanzen um.

Sein erstes Geld verdiente er mit dem Verschachern von Computern, später studierte er in den USA Wirtschaft und wurde zum Russlandspezialisten der Weltbank für den Bankensektor und den Aufbau der Privatwirtschaft. Dann holte ihn Michail Chodorkowski zur Menatep-Bank, wo er während der Privatisierungen das Investmentgeschäft leitete.

Seine Berufung fand Milner um die Jahrtausendwende, als er sich selbstständig machte, um zum Internetpionier in Russland zu werden. Mit mail.ru baute er eines der größten Internetportale Russlands auf. Der von ihm gegründete Fonds Digital Sky Technologies (DST) investierte mit finanzieller Unterstützung des Oligarchen Alischer Usmanow noch vor dem ganz großen Boom in Facebook, Zynga und Groupon. Nach dem Börsengang von mail.ru war auch Milner in der Oberklasse der russischen Finanzelite angekommen. Forbes schätzt das Privatvermögen des gebürtigen Moskauers auf 3,4 Milliarden Dollar.

Finanziell ausgesorgt, sah er die Zeit gekommen, zu seiner eigentlichen Liebe, der Wissenschaft, zurückzukehren. Als Physiker mag Milner gescheitert sein, als Mäzen hat er es inzwischen zu gewaltiger Bedeutung gebracht – nicht nur für die unterfinanzierte russische Wissenschaft, sondern weltweit.

Seine vor drei Jahren ausgelobte "Prämie zur fundamentalen Physik" übertrifft mit einem Preisgeld von drei Millionen Dollar den Nobelpreis um mehr als das Doppelte. Hinzu kommen Millionenprämien für Mathematik und Medizin. In astronomische Höhen hat er seine Förderung nun mit seinem Programm "Breakthrough-Listen" zur Suche nach außerirdischem Leben getrieben, das er sich 100 Millionen Dollar kosten lässt. Mit an Bord ist der Astrophysiker Stephen Hawking.

Milner selbst weiß um die Unwahrscheinlichkeit eines Erfolgs. Und doch scheint ihm das Geld in der Arbeit von Superteleskopen besser angelegt als in einer Superyacht, wie sie viele andere Oligarchen besitzen. (André Ballin, 21.7.2015)