Bild nicht mehr verfügbar.

Der erste aller Amigas – der Amiga 1000.

Vor 30 Jahren, am 23. Juli 1985, erblickte eine der Legenden der Heimcomputerära das Licht der Öffentlichkeit: der Commodore Amiga. Im New Yorker Lincoln Center durfte niemand anderer als Popart-Künstler Andy Warhol die für die damalige Zeit ziemlich erstaunlichen Möglichkeiten der Maschine demonstrieren. Über eine Kamera wurde ein Bild der Sängerin Debbie Harry – die ebenfalls zum Launch-Event gekommen war – eingescannt und im Warhol-typischen Stil verfremdet.

Spezialchips

Was den Amiga – oder genauer gesagt den Amiga 1000, wie das erste Modell hieß – so revolutionär machte, war einerseits der Wechsel von der 8-Bit- in die 16/32-Bit-Ära, die durch den MC68000-Prozessor von Motorola möglich wurde. Vor allem aber konnte der Amiga mit einer Fülle von Spezialchips aufwarten: Agnus, Denise und Paula waren die Namen jener Komponenten, die dem Amiga bis zu diesem Zeitpunkt unerreichte Möglichkeiten gaben, wie heise.de in seiner Würdigung des Rechners betont.

Trickreich

So bot der Amiga eine Standardauflösung von 320 x 256 Pixel mit 32 Farben, wobei dies im sogenannten "Hold and Modify"-Modus (HAM) sogar auf 4.096 Farben erhöht werden konnte. Zudem halfen die Spezialchips dabei mehrere Grafikebenen parallel zu verwalten, was nicht nur für beeindruckende Scrolling-Effekte in Spielen genutzt wurde, sondern auch ermöglichte, dass der Amiga-Desktop namens Workbench mehrere Bildschirme hintereinander verwalteten konnte – und durch Hinunterziehen der dahinterliegende sichtbar wurde.

Jay Miner

Erfunden wurde der Amiga übrigens nicht von Commodore selbst, sondern vom ehemaligen Atari-Chipentwickler Jay Miner, der die Firma "Hi Toro" gründete, die bald in "Amiga Corporation" umbenannt werden sollte. Dort scharte er einige talentierte Entwickler um sich, und arbeitete mehrere Jahre unter strikter Geheimhaltung an dem Computer. Dass die Investoren eigentlich eine Spielekonsole wollten, ignorierte Miner geflissentlich, sein fixes Ziel war es einen vollwertigen Computer zu bauen.

Guru Meditation

Als Tarnung entwickelte Amiga parallel einen – reichlich speziellen – Spielekonsolen-Controller namens Joyboard. Und auch dieser sollte einen prominenten Einfluss auf die Entwicklung des Computers haben. So ist dieses daran "schuld", dass die Fehlermeldungen in Amiga OS "Guru Meditation" heißen. Kam es zu einem solchen Absturz mussten sich die Entwickler nämlich zur Entspannung auf das Joyboard setzen und versuchen die perfekte Balance zu finden.

Übernahme-Poker

Dass der Amiga schließlich bei Commodore landete, ist übrigens nicht zuletzt Konkurrent Atari zu verdanken – wenn auch indirekt. Als bei Amiga das Geld knapp wurde, nahm man ein Darlehen bei Atari. Auf diese Weise hoffte das Unternehmen billig an die Technologie von Amiga zu kommen. Doch dieser Geiz sollte sich als entscheidender Fehler herausstellen, Commodore sprang ein, und schnappte sich den Amiga.

Atari ST

Die Vorstellung des Amiga 1000 – mit Andy Warhol und Debbie Harry.
Sérgio Pereira de Assis

Dass die Atari-Verhandlungen von Commodore-Gründer Jack Tramiel, der sein Unternehmen im Streit hinter sich gelassen hatte, geführt wurden, verleiht der ganzen Geschichte eine weitere interessante Facette. Tramiel ließ in Folge in wenigen Monaten den Atari 520 ST bauen, der schlussendlich zum größten Herausforderer des Amigas werden sollte.

Niedergang

Den großen Durchbruch erreichte der Amiga übrigens erst mit der zweiten Hardwaregeneration, und da vor allem mit dem kostengünstigen Amiga 500. Gerade dieser Erfolg sollte sich aber auch als der Anfang vom Ende herausstellen: Commodore versäumte es den Amiga konsequent weiterzuentwickeln, die Auseinandersetzungen mit den ursprünglichen Entwicklern sind wohl dokumentiert. Zwar folgte später noch eine neue Generation mit verbesserten Chipsets – allen voran dem Amiga 1200. Diese konnte aber nicht mehr ganz an die Erfolge der ersten Generation anschließen. Teurere Modeller wie der Amiga 3000 und 4000 wurden ohnehin nur wenig verkauft. Dazu kam, dass sich Commodore auch noch am PC-Markt versuchte, und dort ordentliche Defizite einfuhr, also folgte was folgen musste: 1994 ging Commodore in Konkurs.

Weiterleben

Die Rechte am Amiga wechselten in den folgenden Jahren mehrfach den Besitzer, zunächst an die deutsche ESCOM, die aber selbst kein sonderlich langes Leben mehr vor sich hatte. All dies konnte aber eingefleischte Amiga-Fans nicht davon abhalten, ihrem System bis heute die Treue zu halten. Auch das Betriebssystem wurde immer wieder weiterentwickelt, die letzte Release stammt aus dem Dezember 2014. (apo, 23.7.2015)