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Megatherium americanum, ein elefantengroßes Faultier, zählte zu den größten Tieren Südamerikas. Vor 12.000 Jahren war es verschwunden – vermutlich machte ihm der Klimawandel den Garaus.

Foto: picturedesk.com / Science Photo Library

Adelaide/Wien – Noch vor weniger als 50.000 Jahren bevölkerten zahlreiche riesenhafte Säugetiere die Erde. Mammuts, Wollnashörner, Riesenfaultiere, Säbelzahntiger oder der nordamerikanische Kurznasenbär – mit einer Schulterhöhe von 1,8 Metern die größte Bärenart der Erdgeschichte – beherrschten alle Kontinente mit Ausnahme der Antarktis. Am Ende der letzten Kaltzeit war allerdings Schluss: Abgesehen von wenigen Ausnahmen – das Mammut etwa fand im Norden Sibiriens bis in historische Zeit ein Refugium – überlebte praktisch kein prominenter Vertreter der Megafauna den Übergang vom Pleistozän zum Holozän vor rund 12.000 Jahren.

Was der Grund für das Massenaussterben war, ist seit Jahrzehnten Gegenstand heftiger Auseinandersetzungen zwischen zwei Fraktionen innerhalb der paläontologischen Fachwelt. Die einen geben der Ausbreitung des Menschen die Schuld, die Gegenseite sieht die quartäre Aussterbewelle von klimatischen Umwälzungen verursacht.

Nun haben internationale Wissenschafter unter der Leitung von australischen Paläontologen im Fachjournal Science die Ergebnisse langjähriger Untersuchungen präsentiert, die den Unterstützern der Klimathese neue Argumente liefern: Die Forscher um Alan Cooper von der University of Adelaide erkannten, dass es vor allem die kurzen, rasanten Erwärmungsphasen innerhalb der letzten Kaltzeit waren, die den großen Säugetieren so sehr zu schaffen machten.

Einen unmittelbaren Zusammenhang mit klimatischen Umwälzungen entdeckten die Wissenschafter erstmals vor zehn Jahren bei der Analyse von DNA-Material aus dem Pleistozän. Dabei zeichnete sich deutlich ein Muster beim Verschwinden großer Tierarten ab. Zunächst hielten sie die festgestellten lokalen Aussterbephasen für die Folgen extremer Kälteeinbrüche. Ihren Irrtum erkannten die Forscher erst, als sie die Resultate weiterer DNA-Analysen mit umfangreichen Temperaturinformationen aus Eisbohrkernen zu einem engmaschigen Datennetz verwoben.

Der Mensch besorgte den Rest

Nicht Phasen übermäßiger Kälte, sondern Perioden rapider Erwärmung – regional bis zu 16 Grad – brachten die Populationen großer Säuger unter massiven Druck: "Diese abrupten Temperaturzunahmen hatten einen hochgradigen Einfluss auf das Klima und führten zu weitreichenden globalen Veränderungen bei den Niederschlägen und Vegetationsmustern", erklärt Cooper.

Dass der Mensch zunächst nichts mit dem Massenaussterben zu tun hatte, zeige nach Ansicht der Forscher beispielsweise, dass der Kurznasenbär bereits verschwunden war, lange bevor der Homo sapiens in Nordamerika auftauchte. Dennoch sollte der menschliche Beitrag nicht unterschätzt werden: Jene Giganten, die die schnellen Erwärmungsperioden nicht hinweggerafft hatten, fielen schließlich dem Aufstieg des Menschen zum Opfer. (Thomas Bergmayr, 24.7.2015)