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Burundis Präsident Pierre Nkurunziza vor der Stimmabgabe bei der umstrittenen Wahl in der vergangenen Woche.

Foto: AP / Berthier Mugiraneza

Ein Mann der Versöhnung, dessen "Einfachheit beeindruckend ist", der bei Messen gemeinsam mit seiner Frau Gläubigen die Füße wäscht und der auch im Alter von 48 Jahren noch regelmäßig Tore für seinen Fußballklub Hallelujah FC schießt: Glaubt man der offiziellen Biografie von Pierre Nkurunziza, der laut Ergebnissen vom Freitag zu einer dritten Amtszeit als burundischer Präsident gewählt wurde, gibt es wenig Grund für die wochenlangen Demonstrationen, die dem Votum vorausgegangen waren.

Die Opposition sieht die Sache anders. Sie boykottierte den Urnengang vor einer Woche, nachdem bei den Protesten zuvor rund hundert Menschen getötet worden waren. Und sie bestreitet, dass der Staatschef überhaupt das Recht hatte, noch einmal zu kandidieren. Die Verfassung sehe vor, dass niemand öfter als zweimal gewählt werden dürfe. Nkurunziza sieht es anders – das erste Mal, 2005, sei er nicht vom Volk, sondern vom Parlament erkoren worden.

Tragische Familiengeschichte

Der Staatschef werde die Macht im Land niemals freiwillig abgeben, sagen Gegner unter Verweis auf das Sendungsbewusstsein Nkurunzizas. Dieses bezieht der Staatschef, der sich selbst als "wiedergeborener Christ" sieht, aus seiner Biografie.

Als Kind verlor er seinen Vater, einen Gouverneur, der während des ersten burundischen Genozids 1972 als Hutu von Milizen der politisch bestimmenden Tutsi-Minderheit ermordet wurde. Die – ebenfalls ethnische – Gewalt der 1990er-Jahre raubte ihm einen Bruder und führte den Dozenten für Sportpädagogik "von der Uni in die Rebellion", wie er später sagte.

Nur knapp dem Tod entronnen

Weil die von ihm geführte Hutu-Gruppe "Kräfte für die Verteidigung der Demokratie" (FDD) Kriegsverbrechen beging, wurde er 1998 zum Tod verurteilt, später aber begnadigt. Als er nach Gefechten 2001 noch einmal knapp dem Tod entkam, während Gegner von Krokodilen gefressen wurden, habe er eine Vision gehabt, sagt er: Er selbst als Präsident, als Friedensmann mit himmlischem Auftrag.

Die ethnischen Spannungen hat der Vater zweier Kinder tatsächlich etwas beruhigt, das gestehen auch Gegner ein. Doch sonst habe es im Land, einem der ärmsten der Welt, kaum Fortschritt gegeben. Nkurunziza zeige sich beratungsresistent, heißt es im Bujumbura, und er habe Schwierigkeiten, sich länger zu konzentrieren. Ähnlich sehen ihn westliche Diplomaten in der "New York Times": "Man kann mit ihm reden, und er schaut weg – als sei man nicht da." (Manuel Escher, 26.7.2015)