Erbil – Massud Barzani, Präsident der kurdischen Regionalregierung im Nordirak – wo die Türkei am Wochenende PKK-Stellungen bombardierte –, ist unter kurdische Kritik geraten: Zwar hat Barzani die Militäraktion verurteilt und dementiert, dass er von Ankara über die bevorstehenden Angriffe informiert worden sei.

Aber seine ideologischen Gegner wollen dem Chef der nationalkonservativen KDP nicht völlig glauben, dass ihm eine Schwächung seiner sozialistischen bis marxistischen Konkurrenz, zu der auch die unter den syrischen Kurden dominante PYD zählt, nicht recht ist. Barzani hat seine Beziehung zur PYD erst anlässlich des Kampfes mit dem "Islamischen Staat" (IS) um Kobane einigermaßen stabilisiert.

Keine Entscheidung zu Präsidentschaft

Auch seine politischen Gegner im irakischen Kurdistan werden versuchen, Barzani eine Mitverantwortung anzuhängen. Immer noch ist der Streit unentschieden, wie es mit der Präsidentschaft in Kurdistan weitergehen soll. Barzanis bereits 2013 einmal verlängertes Mandat läuft Ende August ab, am 20. August sollen Präsidentenwahlen stattfinden – und die Meinung ist geteilt, ob Barzani wegen des Kriegszustands, in dem sich die Region befindet, nicht noch bleiben soll. Viele meinen, damit würde Barzani und Kurdistan demokratischen Boden verlassen.

Kurdische Kritik gibt es aber auch an der PKK: Sie habe durch den Bruch mit Ankara der syrisch-kurdischen PYD, die durch ihren Kampf gegen den IS internationales Ansehen gewonnen hat, schwer geschadet. (guha, 28.7.2015)