Der "Glaspalast" am Julius-Tandler-Platz in Wien-Alsergrund wechselt den Eigentümer.

Foto: ÖRAG

Das Bank-Austria-Gebäude am Wiener Franz-Josefs-Bahnhof wechselt seinen Besitzer: Der in Österreich, Deutschland und Polen aktive Immobilienentwickler 6B47 Real Estate Investors AG kauft den Komplex vom deutschen geschlossenen Immobilienfonds IFÖ Österreich 4 (IFÖ 4). Denkbar sei sowohl eine Weiternutzung als auch ein Abriss und Neubau, so 6B47-Vorstandsvorsitzender Peter Ulm.

Über den genauen Kaufpreis für das Gebäude mit rund 100.000 Quadratmetern Nutzfläche wurde Stillschweigen vereinbart, es handle sich jedoch um einen Betrag in "niedriger dreistelliger Millionenhöhe", so Ulm zum STANDARD. Laut einem Bericht der deutschen "Immobilien-Zeitung" waren es 115 Millionen Euro.

Im Jahr 2005 war das Objekt für 156 Millionen Euro von der Bank Austria an den Fonds des Hamburger Fondshauses Wölbern gegangen. Im Zuge eines Untreue-Skandals rund um das Hamburger Fondshaus – Ex-Chef Heinrich Maria Schulte wurde erst im vergangenen April in erster Instanz (und damit nicht rechtskräftig) zu achteinhalb Jahren Haft verurteilt – setzten die Anleger 2013 per Gerichtsbeschluss eine neue Geschäftsführung ein, die sich später auch gerichtlich den Zugriff auf die Assets erstreiten musste.

6B47 als Bestbieter

Das neue Management des Publikumsfonds hatte die Immobilie im Alsergrund nun in einem einstufigen Verfahren zum Verkauf angeboten, 6B47 sei dank "ehrgeizigem Marktpreis" als Bestbieter hervorgegangen. Begleitet sei man dabei vom Immobiliendienstleister ÖRAG und von der Anwaltskanzlei Nemetschke Huber Koloseus (NHK) worden, heißt es in einer Aussendung der 6B47.

Neben den BA-Büros sind in dem Gebäude unter anderem auch ein Supermarkt, ein Fastfood-Restaurant, ein Fitnessstudio und der Zugang zum Franz-Josefs-Bahnhof untergebracht. Die Bank Austria nutzt die Immobilie noch zumindest bis zur Fertigstellung der neuen Zentrale am Praterstern im Jahr 2018. Der Mietvertrag läuft bis 2020.

"Sehr offen" für künftige Nutzung

Vom genauen Umzugstermin werde es auch abhängen, wie schnell man das Projekt nun vorantreiben werde können, so Ulm. Jedenfalls will man bei der 6B47 "schon morgen" mit der Arbeit an einem Entwicklungskonzept beginnen.

In Sachen zukünftiger Nutzung sei man "sehr offen": Wohnungen seien ebenso möglich wie Büros. Ob das Gebäude abgerissen und durch einen Neubau ersetzt wird, sei ebenfalls noch nicht entschieden. Auch eine Weiternutzung sei denkbar, der Komplex befinde sich in gutem Zustand – allerdings werde es in jedem Fall "ein größeres Projekt".

Der Gebäudekomplex am Julius-Tandler-Platz erstreckt sich bis in die Nordbergstraße. Dort besitzt 6B47 bereits die Immobilie an der Hausnummer 15. Das ehemalige Telekom-Austria-Objekt ist durch den umstrittenen Verkauf, bei dem Walter Meischberger eine Provision von mehr als 700.000 Euro erhielt, bestens bekannt. Der Blick aufs Gesamtareal werde daher ebenso eine Rolle spielen wie die enge Abstimmung mit Stadt und Bezirk, so Ulm. Nach derzeitigem Informationsstand werde auch der Bahnhof bleiben – das beeinflusse den Hochbau aber kaum. (APA/red)