Das Verbreitungsgebiet der Mammuts umfasste einst etwa die hundertfache Fläche Deutschlands.

Foto: Giant Screen Films/2012 D3D Ice Age, LLC

Weimar – Mammuts sind so etwas wie Symbolfiguren für die Eiszeit – ganz zurecht, wie Ralf-Dietrich Kahlke von der Senckenberg Forschungsstation für Quartärpaläontologie in Weimar findet. Der Forscher hat die weltweite geographische Verbreitung der Mammuts während der letzten Eiszeit erfasst und kommt im Fachjournal "Quaternary International" zu dem Schluss: Sie waren die erfolgreichsten Großsäugetiere dieser Epoche.

Insgesamt besiedelten die eiszeitlichen Dickhäuter demnach eine Fläche von 33.301.000 Quadratkilometern. "Die aktuellen Forschungsergebnisse belegen, dass Mammuts während der letzten Eiszeit die räumlich am weitesten verbreiteten Großsäuger waren und zu Recht als eiszeitliche Charaktertiere gelten", so Kahlke.

Exakte Karte

Er fasste die Verbreitung der Tiere während der letzten Eiszeit, also zwischen etwa 110.000 und 12.000 Jahren vor heute, kartographisch zusammen. Das einstige Verbreitungsgebiet der Mammuts umfasste demnach etwa die hundertfache Fläche Deutschlands. An fossilen Anhaltspunkten herrscht kein Mangel: Mammutfunde reichen von Portugal im Südwesten über Mittel- und Osteuropa, die Mongolei, Nordchina, Südkorea und Japan bis nach Nordost-Sibirien, weiter bis zum amerikanischen Mittelwesten und Ost-Kanada, von den Schelfregionen des arktischen Ozeans und Nordwest-Europa bis auf den Grund der heutigen Adria und zu den Gebirgen der Krim.

"Wir haben die berechnete Verbreitungsfläche auf die damalige reale Landoberfläche bezogen und so die bisher exakteste Karte zu den weltweiten Lebensräumen der Fellmammute erarbeitet", erklärt Kahlke und ergänzt: "Solche detaillierten Kenntnisse über die Verbreitungsgebiete gibt es selbst für zahlreiche heute lebende Tierarten nicht." Grundlage für die entstandene Karte ist die jahrzehntelange Bestandsaufnahme tausender Fundstellen auf drei Kontinenten.

Bison machte Konkurrenz

Auch Fundstellen unter Wasser, vor der nordamerikanischen Atlantikküste und der Nordsee, wurden berücksichtigt. Diese Gebiete waren während der Eiszeit durch die niedrigeren Meeresspiegelstände – große Wassermengen der Erde waren in den Gletschern gebunden – trocken gefallen und wurden ebenfalls von Mammuthus primigenius besiedelt, so der Forscher. Einzig der eiszeitliche Bison (Bison priscus) brachte es auf eine ähnlich weite Verbreitung wie die Mammuts.

"Die Bisons waren deutlich vielgestaltiger als die Fellmammute. Offenbar war die Toleranz der Mammuts gegenüber verschiedenen Umweltfaktoren aber höher und sie konnten sich in durchaus unterschiedlichen Offenlandschaften ebenfalls sehr erfolgreich behaupten." Doch auch bei den haarigen Dickhäutern gab es einige Faktoren, die die Ausbreitung limitierten: Gletscher, Gebirgsketten, Halbwüsten und Wüsten, auch Veränderungen des Meeresspiegels oder Wechsel in der Vegetation begrenzten deren Verbreitung.

Die Analyse dieser einschränkenden Faktoren sei nützlich, um Verbreitung und Aussterben von fossilen Tierarten zu verstehen, so Kahlke. Zudem ließen die Daten Rückschlüsse darauf zu, wie Veränderungen der Verbreitungsräume heutiger Tierarten zu interpretieren seien. (red, 22.8.2015)