Washington – Die tödlichen Schüsse auf zwei TV-Journalisten in Virginia haben die Debatte über den Umgang mit Waffen in den USA neu entfacht. US-Präsident Barack Obama sagte, durch solche Verbrechen würden in seinem Land mehr Menschen sterben als durch Terrorismus. "Es bricht mir jedes Mal das Herz, wenn ich so etwas lese oder sehe", sagte Obama in einem Interview des Senders WPVI.

Zwei TV-Journalisten des Senders WDBJ7 waren Mittwoch früh (Ortszeit) vor laufender Kamera während eines Interviews erschossen worden, allem Anschein nach von einem früheren Kollegen. Der Täter starb wenige Stunden später nach einer etwa 180 Kilometer langen Flucht an Schussverletzungen, die er sich kurz vor seiner Festnahme selber zugefügt hatte.Der Mann hatte für den Sender WDBJ7 gearbeitet, bis er im Jahr 2013 gefeuert wurde.

Kaum Chancen auf baldige Verschärfung

Im November 2016 wird in den USA ein neuer Präsident gewählt, es ist äußerst unwahrscheinlich, dass sich die Waffengesetzgebung vor der Wahl ändert. Kaum ein Bewerber kann es sich leisten, für eine Verschärfung einzutreten. Die Waffenlobby ist mächtig. Besitz und Tragen von Waffen sind in den USA von der Verfassung geschützt. Der Gouverneur des Staates Virginia, Terry McAuliffe, sagte am Donnerstag CNN, es gebe einfach zu viele Waffen in den Händen von Menschen, die keine haben sollten.

Flanagan hatte seine Bluttat um 6.45 Uhr in dem Einkaufscenter Bridgewater Plaza gefilmt. Auf seiner Flucht twitterte er weiter, stellte einen Film und Bilder ins Internet. Dies befeuert eine Debatte über einen Zusammenhang von Gewalt, Waffen und sozialen Medien. Die Filme wurden von Facebook und Twitter rasch entfernt, machten aber auf anderen Wegen weiter die Runde durchs Netz.

Motive weiterhin unklar

Die Motive des Täters blieben auch am Donnerstag unklar. Er hatte dem Sender ABC ein 23-seitiges, recht wirres Schreiben geschickt, in dem er unter anderem die tödlichen Schüsse auf Schwarze in einer Kirche in Charleston als ein Motiv nannte. Er sprach von einem "Rassenkrieg" und davon, dass er als Schwarzer und Homosexueller andauernden Anfeindungen ausgesetzt gewesen sei.

Die Familien der Getöteten, zahlreiche Kollegen, aber auch viele Zuschauer des Senders WDBJ7 trauerten um die beiden Opfer. Die Journalistin Alison Parker (24) galt als Star des Senders und war überaus beliebt. Wie Kameramann Adam Ward (27) sei sie vor einer glänzenden Karriere gestanden, erklärte der Sender.

Parkers Familie veröffentlichte ein Statement: "Wir haben eine Nachricht erhalten, die keine Familie je hören sollte. Unsere großartige, kluge, ehrgeizige, wunderschöne und unendlich talentierte Alison wurde der Welt genommen. (...) Unsere Familie ist zerstört." Die von Parker und Ward interviewte Frau (62), die angeschossen worden war, befand sich offiziellen Angaben zufolge nach einer Operation auf dem Weg der Besserung. (APA, 27.8.2015)