Die als "Tigerstreifen" bezeichnete Region im Süden von Enceladus – hier unten im Bild – zeichnet sich durch Kryovulkanismus aus und lieferte erste Hinweise auf flüssiges Wasser unter dem Eis.

Foto: NASA

Nun vorgelegte Analyseergebnisse belegen sogar, dass sich unter dem Eispanzer ein durchgehender mondumspannender Ozean befindet.

Illu.: NASA/JPL-Caltech

Ithaca / Wien – Was sich unter der gefrorenen Oberfläche von Enceladus versteckt, beschäftigt Astronomen bereits seit Jahrzehnten. Eine kryovulkanisch aktive Zone rund um den Südpol des Saturnmondes, in der Wasser in Form von Dampf und Eispartikeln zutage tritt, nährte Spekulationen, dass sich dort, rund 30 Kilometer unter der Eiskruste, ein lokaler See aus flüssigem Wasser befindet. Manche Forscher vermuteten sogar einen ganzen Ozean. Handfeste Belege dafür gab es freilich keine – zumindest bis jetzt.

Nun aber ist es Forschern um Peter Thomas von der Cornell University in Ithaca, New York, erstmals gelungen, eindeutige Beweise für das Vorhandensein eines Wasserkörpers unter dem Eis von Enceladus vorzulegen. Mehr noch: Die Wissenschafter schließen aus den von der Nasa-Sonde Cassini gesammelten Daten, dass sich tatsächlich ein riesiger Ozean über den gesamten 500 Kilometer durchmessenden Himmelskörper erstreckt.

Wie sie im Fachjournal "Icarus" berichten, lässt sich dies aus leichten Schwankungen, der sogenannten Libration, von Enceladus auf seinem Weg um den Saturn schließen. Die Auswertung von Bildern, die Cassini seit 2004 von dem Himmelskörper geschossen hat, ergaben, dass die Eiskruste des Mondes an keiner Stelle mit seinem festen Gesteinskern verbunden ist, also gleichsam auf dem Wasserozean schwimmt.

"Nach jahrelangen Beobachtungen sind wir uns nun sicher, dass unsere Berechnungen und Schlussfolgerungen richtig sind", erklärt Thomas. "Wären Oberfläche und Kern fest miteinander verbunden, würde die Eigenmasse des Kerns zu einer wesentlich schwächeren Schlingerbewegung von Enceladus führen", ergänzt Matthew Tiscareno, Koautor der Studie.

Mysteriöse Wärmequelle

Welcher Mechanismus allerdings dafür sorgt, dass das Wasser unter Enceladus' Eispanzer nicht gefriert, bleibt weiterhin rätselhaft. Thomas und seine Kollegen vermuten, dass der gravitative Einfluss des Saturn, der seinen Mond durch Gezeitenkräfte fortwährend durchknetet, mehr Wärme erzeugt als bisher gedacht.

Neue Erkenntnisse über den Saturnmond könnte ein bevorstehendes Cassini-Manöver bringen: Am 28. Oktober soll sich die Sonde der Oberfläche von Enceladus bis auf nur 49 Kilometer annähern. Dabei soll Cassini auch die Eis- und Dampffontänen am Südpol des Mondes durchfliegen. (Thomas Bergmayr, 16.9.2015)