"Pfusch" im Sinne von Mängeln und Fehlern ist am Bau relativ weitverbreitet. Mit bestimmten Vorkehrungen lässt er sich aber halbwegs im Zaum halten. Gute Planung ist das eine – und dazu gehört auch, seine Vertragspartner mit Bedacht auszuwählen, wie Profis wissen.

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Der Hausbau ist für die meisten Menschen das wohl kostspieligste Unterfangen ihres Lebens. Doch aus der Verwirklichung dieses Traums kann schnell ein unbezahlbarer Albtraum werden, wie der Bausachverständige Günther Nussbaum, bekannt aus der ATV-Sendung Pfusch am Bau, regelmäßig im Hauptabendprogramm veranschaulicht.

Glaubt man der (deutschen) Statistik, werden Baumängel tatsächlich immer häufiger: Eine Studie des Bauherren-Schutzbundes, der AIA AG und des Instituts für Bauforschung hat vor einigen Monaten von einer "dramatischen Entwicklung der Bauschäden" im Wohnungsbau gewarnt: Die Anzahl der Versicherungsschäden habe sich zwischen 2009 und 2013 verdoppelt, die durchschnittlichen Bauschadenskosten hätten sich von 33.000 Euro im Jahr 2002 auf 67.000 Euro im Jahr 2013 erhöht. Besonders hohe Steigerungsraten gibt es demnach im Bereich der Wärmedämmung und bei der Haustechnik. Häufigste Ursache für Mängel sind laut Studie Fehler in der Bauausführung, gefolgt von Bauleitungsfehlern.

Abgetauchte Handwerker

Von Pfusch am Bau können auch jene derStandard.at-User berichten, die sich an einer Onlinediskussion dazu beteiligt haben. Innerhalb weniger Tage kamen mehr als 400 Posts zustande – zum Teil mit haarsträubenden Geschichten: Ein User berichtete etwa vom Nachbarhaus mit drei Schornsteinen, wobei nur aus einem auch wirklich Rauch kommt, weil die anderen bei den Bauarbeiten zubetoniert wurden.

Von Abwasserleitungen wurde berichtet, die gar nicht ans Kanalnetz angeschlossen waren – was erst nach zehn Jahren bemerkt wurde. Etwas rascher dürfte der Pfusch einer Fensterfirma aufgeflogen sein: Die Fenster ließen sich am Ende nur von außen öffnen, eines kippte nach unten auf.

Dramatischer ist der Bericht von User Katmai, der das Bad in seiner Altbauwohnung sanieren ließ: "Zwei Jahre danach ist im Bad darunter die Decke eingestürzt. Die Handwerker hatten es schlicht und einfach nicht für nötig befunden, in einem Holzaltbau eine Abdichtung einzubauen." Der verantwortliche Handwerker war "auf Tauchstation".

Apropos Tauchstation: Auf die scheinen die Handwerker der User auch dann zu gehen, wenn ihre Arbeit noch nicht beendet ist: Ein Handwerker von User Juxta Poz wollte sich kurz etwas aus dem Lager holen: "Er ward eine Woche lang nicht mehr gesehen."

User als Pfuscher

Einige Leser outeten sich gar selbst als Privatpfuscher – mit mäßigem Talent. Einer etwa hat im Frühling Sockel für seinen Gartenzaun selbst einbetoniert: "Die Sockel stehen jetzt fünf bis zehn Zentimer aus der Erde, und die Nirostalaschen schwingen wie Stimmgabeln." Immerhin dürfte der Zaun aber stabil sein: "Er hält sogar einem Auto stand."

Von ähnlich erfolgsgekrönten Heimwerkerarbeiten wusste User Chris567 zu berichten: Ein Bekannter habe einmal seinem Freund bei Sanierungsarbeiten geholfen, dabei sei einiges an Bauschutt angefallen. "Wie praktisch, dass sie im Zuge der Stemmarbeiten einen Hohlraum fanden, um den Bauschutt loszuwerden." Wenig später stand aber ein "fuchsteufelswilder" Nachbar vor der Tür: Der praktische Hohlraum war ein Luftschacht.

Auch Erklärungsansätze für Pfusch gibt es, etwa von User Sleepyc: "Die einen bestellen etwas, das sie sich nicht leisten können und drücken den Preis, wo es geht – die anderen arbeiten dann entsprechend lust- und verantwortungslos." Das bestätigen auch andere: Viele Kunden würden mit fixen Preisvorstellungen von Firma zu Firma laufen, bis sie jemanden finden, der ihnen verspricht, was sie hören wollen. User König apelliert daher auch an die Eigenverantwortung: "Kunden sollten sich fragen, warum manche Firmen imstande sind, um 30 Prozent billiger anzubieten."

Die Erzählungen sind teilweise dramatisch – viele User scheinen mit zeitlichem Abstand aber trotzdem darüber lachen zu können. Unbeteiligte sowieso: "Schadenfreude ist die schönste Freude", kommentierte einer. (zof, 25.9.2015)