Vor 76 Millionen Jahren war es im heutigen Utah – damals Teil von Laramidia, einer vom östlichen Nordamerika durch ein Binnenmeer abgetrennten Landmasse – heiß und feucht: der ideale Lebensraum für Arvinachelys goldeni.

Illustration: Victor Leshyk

Salt Lake City – Vor kurzem machte die Entdeckung eines Nagetiers mit "Ferkelnase" in Indonesien Schlagzeilen. Nun legen US-amerikanische Forscher mit einer Schildkröte nach, der sie eine regelrechte "Schweineschnauze" zuschreiben – ein unter Schildkröten einzigartiges Merkmal.

Gut erhaltenes Fossil

Im Unterschied zur Nasenratte ist dieses Tier allerdings längst ausgestorben: Es lebte in der späten Kreidezeit, seine 76 Millionen Jahre alten Fossilien wurden im Süden des US-Bundesstaats Utah gefunden. Das Tier, das die Bezeichnung Arvinachelys goldeni erhielt, war etwa 60 Zentimeter lang, hatte einen stromlinienförmigen Körper und war in den Fluss- und Bayougebieten zuhause, die es im heute trockenen Utah damals gab.

Das Fossil, das im "Journal of Vertebrate Paleontology" beschrieben wird, ist überdurchschnittlich gut erhalten: Statt sich wie in den meisten Fällen von Schildkrötenfossilien mit entweder einem Schädel oder einem Panzer begnügen zu müssen, steht den Forschern hier beides zur Verfügung – und dazu noch ein beinahe komplettes Vorderbein, Teile der Hinterbeine sowie Schwanz- und Halswirbel.

Diese Nase!

Auffälligstes Merkmal des Tiers war die Nase: Während heutige Schildkröten nur eine Nasenöffnung im Schädel haben und die beiden Nasenlöcher nur durch weiches Gewebe voneinander getrennt sind, zeigt das Schädelfossil von Arvinachelys goldeni zwei klar getrennte knöcherne Öffnungen. Laut den Forschern um Joshua Lively kenne man aus der fast 250 Millionen Jahre umfassenden Evolutionsgeschichte der Schildkröten nichts Vergleichbares. "Es ist eine der seltsamsten Schildkröten, die je gelebt haben", sagt Lively.

Und dieser Einzigartigkeit verdankt die Schildkröte mit der "Schweineschnauze" letztlich auch ihren Namen. Während der Nachsatz "goldeni" Jerry Golden, einen Präparator und freiwilligen Helfer der Paläontologen, ehrt, geht das "Arvina" in Arvinachelys ("Chelys" für Schildkröte) auf das lateinische Wort für Schweinefett bzw. Speck zurück. (red, 21. 10. 2015)